Ein Navigationssystem für die Kreativwirtschaft – Der ADC Creative Index für Hochschulen
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Unser langjähriges Mitglied Carlos Obers ist verstorben. Carlos hat sich als Pressesprecher und ADC-Präsident maßgeblich für den Club und seine Ziele eingesetzt. Carlos war eine prägende Persönlichkeit unserer Branche. Ein Nachruf von seinem langjährigen beruflichen Begleiter, ADC-Mitglied Hajo Depper.
„Das Leben hört nicht auf komisch zu sein, wenn Menschen sterben –
Ebenso wenig, wie es aufhört, ernst zu sein, wenn man lacht.“
George Bernard Shaw
Wir begegneten uns das erste Mal im Frühjahr 1989 in München. Ich wollte endlich den Kreativen kennenlernen, der für Kampagnen verantwortlich war, die mich zutiefst berührten. Da lief gerade diese Mode-Kampagne, in der sich stets ein Schaf über einen Mode-Hersteller ausließ, der seine Wolle in schäfchenweiche Pullover verwandelte. Da war diese Kampagne mit Gilles Hennessy und seinen illustren Gästen. Und da waren zwei Kampagnen für Feinstrumpfhosen, die Frauenbeine auf nie gesehene Weise inszenierten. Und noch eine andere, in der Männer ihre feinen Socken als Krawatte trugen. Das war Werbung wie auch ich sie machen wollte. Deshalb wollte ich wissen, welcher Kopf hinter all diesen Kampagnen steckt und ob es eine Möglichkeit der Zusammenarbeit gäbe. Nur 3 Monate später saß ich neben ihm, neben dem Impuls- und Ideengeber, dem Freund und Schüler von Bill Bernbach (dem Gründer von DDB), neben Carlos Obers.
Von diesem Tag an begannen die wunderbarsten Jahre meiner Kreativlaufbahn. 15 Jahre, in denen ich jeden einzelnen Tag Freude hatte. Und ein wirklich wichtiger Grund dieser Freude war Carlos. Ob wir miteinander oder gegeneinander in Pitches antraten, Carlos motivierte mich und jeden einzelnen bis unter die Haarspitzen. An sich selbst aber hatte er stets die allerhöchsten Ansprüche und grollte mit einem Faustschlag gegen die Wand, wenn ihm – was selten geschah – partout nichts einfallen wollte. Doch seine Zähigkeit war phänomenal. Am Ende hatte er immer eine Palette brillanter Konzeptideen, gegen die wir zu bestehen hatten. Bei allem Wettbewerb jedoch war Carlos der fairste aller Teamkollegen. So kam es nicht selten vor, dass er sich bei internen Vorpräsentationen, spontan in die Idee seines Gegenübers verliebte und diese sofort favorisierte.
So wurden wir im Laufe der Jahre zu einer verschworenen Kreativ-Familie, arbeiteten tagelang bis tief in die Nacht, gingen am Ende noch zu Charles in die Schuhmanns Bar und besprachen dort vor Präsentationen letzte Feinheiten. Wo immer Carlos präsentierte, zeigte sich seine ganze Erfahrung. Er war ein rhetorisch geschulter Jesuitenschüler und äußerst belesener Kopf. Seine größte Stärke jedoch war wie er im Denken eingefahrene Vorstände und Geschäftsführer auf eine unvergleichlich charmante Art von einer völlig anderen Sichtweise überzeugen konnte. Er überredete nicht, er überzeugte sein Gegenüber. Und der Erfolg seiner Kampagnen gab ihm am Ende meist recht.
Gerade im Modebereich machte ihm und seinem Team keiner etwas vor. Carlos war allerdings alles andere als ein Mensch, der nur auf einem Gebiet seine Stärken hatte. Er hatte Hunger nach allem, was das Leben zu bieten hatte. Er war Zeichner, Philosoph, Flamencotänzer, Stierkampf-Student, Erotik-Liebhaber, Parfümeur, Boxer und Koch. Er organisierte Buchausstellungen und Dichterlesungen in Ländern, mit denen Deutschland diplomatische Beziehungen anknüpfen wollte. Unter anderem mit Polen, Israel und Skandinavien. Er boxte um die hessische Landesmeisterschaft mit und fand schließlich seine Berufung als Texter bei GGK, DDB und RG Wiesmeier. Viel später in seinem Leben gründete er den Musentempel Greta Bentano, was bei vielen seiner Ex-Kollegen polarisierte, doch Carlos nicht aus der Ruhe brachte. Er hatte stets seine Sicht der Dinge auf die Welt und begann weibliche Akte zu zeichnen. Diese Kunstwerke, die dabei entstanden präsentierte er in der C-Galerie in Berlin und wurde dafür gefeiert.
Seine unvergeßlichen Mitstreiter waren zu Beginn seiner Karriere waren Oswald Lukossek, Walter Schels und Michael Schirner. Bei DDB war er mit der amerikanischen Werbelegende Bill Bernbach befreundet und wurde in der Folge zu einem seiner treuesten Protagonisten. Nach seiner Zeit bei RG Wiesmeier arbeitete er noch ein letztes Mal für die Werbung, als er gemeinsam mit Ekki Frenkler und Ono Mothwurf den Bereich der Talentförderung für die Serviceplan-Gruppe entwickelte.
Seither sind viele Jahre ins Land gegangen, bis uns vor 2 Tagen die Nachricht erreichte:
Carlos ist tot.
Dem möchte ich in aller Deutlichkeit widersprechen. Carlos lebt. Für immer in unseren Herzen.
Hajo Depper
und das gesamte ehemalige RG Wiesmeier Team.
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