„So Future“ – Erfolgreicher Auftakt für den ADC Creative Club Hamburg
Mit rund 250 Besucher*innen und 8 Präsentationen von Talents, Live-Musik...
Schon früh war für Melissa Heikkilä klar, dass sie Journalistin werden wollte. Mit ersten Erfahrungen durch Jugendmedienprojekte in der Schule und einem Hintergrund in Politikwissenschaften fand sie ihren Weg zum Journalismus. Ihre Berichterstattung über Technologiepolitik führte sie schließlich zur künstlichen Intelligenz (KI). Diese Perspektive erwies sich als besonders wertvoll, da KI ein Thema ist, das tief in Machtstrukturen, finanziellen Interessen und gesellschaftlichem Einfluss verwurzelt ist. Ihre Arbeit beleuchtet diese Dynamiken aus einer breiteren gesellschaftlichen Perspektive.
Melissa Heikkilä durchlief mehrere Karrierestationen: Als Journalistin arbeitete sie bei Helsingin Sanomat, der größten Tageszeitung Finnlands, sowie beim nationalen Rundfunk ihres Heimatlandes. Danach folgte eine Position bei The Economist. Später berichtete sie als Technologiereporterin für POLITICO in London und Brüssel über KI-Politik. Heute ist sie leitende Reporterin bei MIT Technology Review, wo sie über künstliche Intelligenz schreibt. Ihre Geschichten konzentrieren sich auf die neuesten Entwicklungen der KI-Forschung und darauf, wie diese unsere Gesellschaft verändert. Melissa Heikkilä hat ausführlich über den Aufstieg der generativen KI und deren Auswirkungen auf marginalisierte Gemeinschaften und Künstler*innen berichtet.
Bevor Melissa am 6. Juni in Hamburg beim ADC Kongress auftritt, nutzte der ADC die Gelegenheit, im Rahmen des aktuellen LinkedIn Top Picks mit der Expertin in die Welt der KI einzutauchen.
Realitätscheck im Zeitalter der KI
Seit dem Aufkommen der generativen KI sieht Melissa Heikkilä ihre Aufgabe darin, den Hype zu durchbrechen und die Realität zu beleuchten: „Meine Arbeit konzentriert sich darauf, wie die Technologie funktioniert und wie sie nicht funktioniert und wie sie unsere Gesellschaft beeinflusst. Es ist auch wichtig, mächtige Menschen und Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen. Ich möchte Geschichten darüber erzählen, wie sich diese mächtige Technologie auf uns alle auswirkt, insbesondere auf marginalisierte Gemeinschaften, damit wir fundierte Entscheidungen über KI treffen können“, sagt Heikkilä.
Positive und negative Auswirkungen von KI
Heikkilä weiß, dass die KI das Potenzial hat, die Gesellschaft in vielerlei Hinsicht zu verändern. Zu den positiven Aspekten zählt sie die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit durch maschinelle Übersetzung und die Unterstützung von Nicht-Muttersprachler*innen beim Schreiben. Andererseits können einseitige KI-Systeme Menschen in Armut halten, zu falschen Verhaftungen führen, die Überwachung verstärken und andere schädliche Folgen haben. Heikkilä erklärt auch, dass es bei der Entwicklung von generativen KI-Systemen wie Midjourney, DALL·E oder Lensa große Herausforderungen gibt, insbesondere in den Bereichen Urheberrecht und Voreingenommenheit. Trotz dieser Hürden sieht sie aber auch große Chancen, insbesondere in der verbesserten Kommunikation durch mehrsprachige Avatare.
Feminismus und KI
Feminismus spielt eine entscheidende Rolle in der Diskussion über KI, sagt Heikkilä. Feministisches Denken in der Technologieentwicklung könnte viele Schäden abmildern und KI inklusiver machen: „Es gibt ein großartiges neues Buch von Eleanor Drage und Kerry McInerney mit dem Titel The Good Robot: Why Technology Needs Feminism“, rät Heikkilä.
Die Zukunft der Arbeit und der KI-Robotik
Die Frage, ob KI die menschliche Arbeit ersetzen oder auf ein neues Niveau heben wird, sieht sie differenziert. Mit Spannung verfolgt sie auch die Entwicklungen bei humanoiden Robotern wie „Figure 01“ und „Atlas“ und ist neugierig, ob die KI-Robotik ihren eigenen ChatGPT-Moment haben wird: „Wie bei jeder neuen industriellen Revolution werden wahrscheinlich einige Arbeitsplätze ersetzt werden. Das könnten zum Beispiel Jobs sein, die viel Dateneingabe erfordern. Aber ich bin zuversichtlich, dass uns die KI, ähnlich wie das Internet, produktiver machen wird, indem sie uns die langweiligsten Teile unserer Arbeit abnimmt und uns Zeit für die Dinge lässt, die uns Spaß machen. Ich würde sogar sagen, dass alle Jobs, die Kreativität, Einfühlungsvermögen, Verstand usw. erfordern – Eigenschaften, die uns menschlich machen – sicher sein werden“, sagt Heikkilä.
Regulatorische Rahmenbedingungen und kreative Chancen
Mit der Einführung des AI Act der EU wird sich die Landschaft für Kreative verändern. Der AI Act fordert Transparenz bei KI-generierten Inhalten und deren Kennzeichnung. Heikkilä hofft, dass diese Maßnahmen positive Veränderungen bringen werden. Die Technologie des Start-ups „Synthesia“, das hyperrealistische digitale Doppelgänger erstellt, birgt sowohl Chancen als auch Risiken, insbesondere im Hinblick auf Desinformation und Betrug, erklärt sie.
Kreativität und KI
Das Motto des ADC Festivals lautet „Change the world with creativity“. Auch Heikkilä ist zuversichtlich, dass KI ein Werkzeug sein wird, das Kreativität unterstützt und neue Ausdruckswege eröffnet. Derzeit arbeitet sie an umfangreichen Untersuchungen und Nachforschungen, wie Künstler*innen gegen das Scraping durch KI vorgehen können. Ihr Rat an angehende Journalist*innen, die über KI und ethische Technologie berichten möchten, ist eindeutig: Ein gutes Verständnis der Technologie sei unerlässlich. Nur so könne die Berichterstattung auf Realität und Wissenschaft basieren statt auf Marketingversprechen. Kostenlose Ressourcen wie die Kurse von Andrew Ng und der Online-Kurs „Elements of AI“ bieten einen guten Einstieg. Zudem sei ein kritischer und skeptischer Verstand wichtig, um zwischen legitimen und fragwürdigen Angeboten in der KI-Welt zu unterscheiden. Heikkilä hat einen Leitfaden erstellt, wie man über KI spricht, der als nützlicher Ausgangspunkt dient.
Im Rahmen des ADC Festivals 2024 freut sich Heikkilä besonders darauf, verschiedene Menschen zu treffen und zu erfahren, wie diese KI nutzen. Ihre Leidenschaft und ihr Engagement machen sie zu einer inspirierenden Stimme im Bereich der ethischen Technologie und des Journalismus. Wir danken Melissa Heikkilä für dieses aufschlussreiche Interview.
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