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Technologien und virtuelle Räume ermöglichen neue Formen der Kunst, welche unsere Wahrnehmung erweitern und das Erlebnis Kunst auf ein beeindruckendes Level heben. Und so ermöglichen Web3, NFTs, Metaverse und Blockchain mittlerweile mehr als der ein oder andere Science Fiction Film uns verspricht. Dr. Annette Doms, promovierte Kunsthistorikerin und Web3 Evangelist wird bei der ADC Digital Experience am 28. November in Düsseldorf über technologiebasierte Kunst sprechen. Vorab haben wir bereits dieses spannende Interview mit ihr führen dürfen.
Was bedeutet für dich technologiebasierte Kunst?
Technologiebasierte Kunst bedeutet für mich, die künstlerische Reflektion von Technologien der jeweiligen Zeit. Digitale Kunst beispielsweise fällt in den Bereich der Medienkunst, muss aber aus einer Folge von Nullen und Einsen digital entstehen. Es gibt sie seitdem der erste Computer angeschaltet wurde. Seit den 1960er Jahren!
Aktuell haben wir die Themen wie Künstliche Intelligenz, das Metaverse oder die Blockchain. Künstler nutzen dies für ihre Kunst. Am interessantesten finde ich jene Künstler, die NFTs als Medium nutzen, mit deren Möglichkeiten spielen oder aber digitale Transformationsthemen verarbeiten. NFTs bedeuten derzeit eine Erweiterung von Kunst, da sie mehr sein können als nur Echtheitszertifikate. Ein NFT ist langfristig immer auch die Eintrittskarte für Folgeprojekte.
Lassen sich VR und XR mit der Kunst, wie wir sie kennen, vergleichen?
Wir haben es derzeit nicht unbedingt mit neuer Kunst zu tun, sondern eher mit einer Evolution von 3D Erfahrungen, die sich auf die Wahrnehmung von Kunst im immersiven Raum auswirkt. Die räumliche Wahrnehmung von Kunst im virtuellen Raum ist sehr beeindruckend. Die Rezeption ist eine andere als die einer Malerei an der Wand.
Die frühen Projekte von heute, werden die Meisterwerke von morgen sein.
Was macht die Kunsterfahrung im Web3, im virtuellen Raum so viel spannender? Was erwartet uns, was kommt Neues?
Im Blockchain basierten Web3 erwartet uns vor allem ein User kontrolliertes Internet, das es uns ermöglicht, die eigenen Inhalte zu monetarisieren. Das Thema Royalties beispielsweise ist ein absoluter Game Changer und auch das peer-to-peer networking demokratisiert den Kunstbetrieb. Das neue Internet wird nicht aus Seiten bestehen, sondern sich interaktiv aufbauen. Vieles aus der Welt der Science Fiction wird Realität. Das Metaverse im Sinne einer erweiterten Realität mittels AR, VR und XR ist weder zu stoppen noch umkehrbar. Es ist zudem persistent. Uns erwartet die 4. Welle im Bereich Computer und Networking. Das heißt nicht, dass wir nur noch digital kommunizieren und konsumieren werden. Unsere Welt wird beides sein, physisch und digital, das entsprechende Wort heißt phygital. Ich freue mich darauf.
Wie bewertest du den Kommerz, den Markt digitaler Kunst?
Aktuell bestimmt die Nachfrage das Angebot – und die ist groß. Interessanterweise haben Künstler bereits 2014 darüber nachgedacht, wie sie ihre digitalen Dateien unikatisieren und monetisieren können und dabei von Anfang an an die Blockchain gedacht. Spätestens seit 2021, mit dem historischen Tag des 11. März 2022, hat die digitale Kunst ihren Durchbruch geschafft. Das ist nicht mehr weg zudenken. In der Zukunft wird es verstärkt um digitales Eigentum gehen. Die frühen Projekte von heute, werden dann die Meisterwerke von morgen sein.
Wie entstand die Idee zu Deutschlands erster Messe „UNPAINTED“ für digitale Kunst ?
Ich bin Kunsthistorikerin, interessierte mich aber seit Beginn des Studiums für den innovativen Teil in der Kunst. Alles was in Museen hängt hat mit neuen Technologien, mit neuen Weltanschauungen, mit der Reflexion des jeweiligen Zeitgeist zu tun. Diese Message sehe ich als Bildungsauftrag. 2007 haben wir den ersten Verein zur Förderung von digitaler Kunst gegründet, leider ohne Wirkunsgmöglichkeiten. 2014 gab es bereits die Blockchain. 2014 wurde mit eines der ersten Kunstwerke geminted. Die UNPAINTED hatte das Ziel die aktuellen Entwicklungen aufzuzeigen, sie war Pionierarbeit. Wir haben hier allumfassend die Entwicklungen der digitalen Kunst präsentiert, angefangen von historischen Plotterzeichnungen bis hin zu AR, AI und VR Arbeiten, allerdings hat damals noch keiner digitale Kunst gekauft. Es war in erster Linie eine Bildungsmesse. Bildung steht für mich an erster Stelle.
NFTs bedeuten eine Erweiterung von Kunst, da sie mehr sein können als nur Echtheitszertifikate.
War das Fach der Kunst schon immer dein Fach?
Ich hatte mich zunächst für das Fach Lebensmittelchemie eingeschrieben und dann umgeschrieben, nachdem mir die Studienberatung davon abgeraten hat, Kunstgeschichte zu studieren. Angeblich gab es keine Jobaussichten. Zumindest damals. Ich liebe Herausforderungen. Antizyklische Entscheidungen sind ein Reizfaktor und ich lag richtig damit. Der tägliche Dialog mit Kunst ist horizonterweiternd und ich habe mit Persönlichkeiten zu tun, die wie ich das Andersdenken lieben. „Unser Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung wechseln kann!“ ein Zitat von Francis Picabia, das ich täglich versuche zu leben.
Ist das Thema der digitalen Kunst eines, was bei Kunsthistorikern noch belächelt wird, oder ist die Lehre und Wissenschaft bereits hinterher?
Es gibt einige wenige, die sich wissenschaftlich damit auseinandersetzen. Wegweisende Publikationen wie von Walter Benjamin, Marshall McLuhan oder Peter Weibel sind eher die Ausnahme als die breite Masse. Rückblickend auf die Geschichte dauert es immer Jahre bis das Gewohnheitsmuster der Menschen sich an neue Ausdrucksweisen gewöhnt hat. Unter dem oben genannten Aspekt, das alles was im Museum hängt Zeitgeist ist, wundere ich mich allerdings, dass die zeitgenössischen Akteure ihren jeweiligen Zeitgeist mehrheitlich negieren. Es gibt große Vorbehalte gegen die aktuellen Blockchainströmungen, aber auch hier hilft Aufklärung und Bildungsarbeit.
Wir freuen uns, Annette Doms auf der Kongressbühne der ADC Digital Experience 2022 in Düsseldorf als Speakerin begrüßen zu dürfen. Mehr Infos zur Veranstaltung hier.
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