©Katya Vlasova
4. August 2022
Interview
Night of Honour

Was gemeinsam entstanden ist, muss man niemandem „umhängen“ oder „verkaufen“.

Mathias Rebmann und Arndt Poguntke kündigten ihre Jobs als Kreativdirektoren in großen Agenturen. Der Wunsch, der damit verbunden war: Endlich wieder das tun, warum man mal in die Werbung gegangen war – Zeug ausdenken, Ideen machen, Spaß haben. Und das machen sie seitdem sehr erfolgreich. Sie entwickeln Konzepte, Kampagnen und Brand Designs für Marken, Produktionen und Agenturen, für alle Needs und alle Screens. Im Rahmen der ADC Night of Honour wurden Rebmann+Poguntke nun als Rookie Agentur ausgezeichnet. Wir haben mit ihnen gesprochen.

Man kennt euch durch eure Arbeiten für große Marken wie Netflix, immowelt, N26 und die Berliner Wasserbetriebe. Diese Kampagnen sind überall zu sehen. Wie fühlt es sich an, in der ganzen Stadt und im Netz gesehen zu werden?

Das fühlt sich immer noch und immer wieder gut an. Und hat den Vorteil, man muss sich nicht selbst googeln… Im Ernst, wie alle Kreativen wollen wir natürlich, dass unsere Kampagnen wahrgenommen werden. Und das nicht nur, wenn der Kunde viel Mediakohle hat.

Die Biohackers Kampagne für Netflix war ein großer Erfolg. Ihr habt die erste Folge der Serie als DNA abgespeichert. Dafür habt ihr Wissenschaftler mit ins Boot geholt. Wie ist euch diese Idee gekommen?

Wir haben überlegt, was der Kern der Serie ist: die Verbindung von Biologie mit Technologie. Je mehr wir uns damit beschäftigt haben, desto mehr hat uns das fasziniert. Wir dachten, eine Show, die „Biohackers“ heißt, muss man eigentlich mit Biohacking bewerben. In einem Blog sind wir dann auf DNA als Speichermedium gestoßen. Dann haben wir bei Prof. Robert Grass von der ETH Zürich angerufen und gefragt, ob er das machen kann. Er hat Ja gesagt, Netflix hat Ja gesagt… der Rest ist Geschichte.

Alles kann Inspiration sein – auch ein Besoffener am Nebentisch.

Wie lasst ihr euch sonst inspirieren?

Alles kann Inspiration sein. Das klingt wie ein Kalenderspruch, ist aber so. Bücher, die wir lesen, Serien, die wir sehen. Ausstellungen, Podcasts, Songtexte, Games, Sachen, die unsere Kinder sagen oder ein Besoffener am Nebentisch. Außerdem kommen wir beide aus unterschiedlichen Ecken – inhaltlich und geografisch. Da kommt vom jeweils anderen auch immer noch was Überraschendes und Inspirierendes.

Wie läuft Kreation bei euch? Von der ersten Idee bis hin zur fertigen Kampagne?

Sehr verkürzt gesagt: Wir denken uns etwas aus und zeigen es dem Kunden.

Nicht erst nach Wochen, sondern schon in einem ziemlich frühen Stadium. So entstehen Ideen gemeinsam und was gemeinsam entstanden ist, muss man später niemandem „umhängen“ oder „verkaufen“. Natürlich wird da im Prozess viel diskutiert und auch gekämpft. Wenn die Idee steht, holen wir uns die passenden Partnerinnen und Partner an Bord für die Dinge, die wir nicht können. Und dann machen wir das Ding fertig.

Habt ihr einen persönlichen Favoriten eurer bisherigen Arbeiten?

Die Biohackers DNA war natürlich ein Highlight. Der Alleinfahrer für MOIA sicher auch. Die Immowelt-Sachen waren auch geil… Eigentlich sind wir auf alles gleichermaßen stolz.

Gibt es Marken, mit denen ihr niemals zusammenarbeiten würdet? Aus welchen Gründen sagt ihr auch anderen Kunden schon mal ab?

Wir hatten auf unserer Website mal den Satz stehen: We don’t work with racists, sexists and other morons. Der gilt nach wie vor. Es gibt aber Themen, da ist so eine Abwägung gar nicht so easy: Ist Burger King gut, wenn ich für einen plant-based Burger werbe, aber schlecht, weil es da auch Fleisch gibt? Ist Rheinmetall böse, weil sie Waffen herstellen, aber wenn die an die Ukraine gehen, dann ist es ok? Die werden beide zwar nicht gleich bei uns anklopfen, aber die Überlegung ist doch interessant.

Absagen gab es von uns meist aus Kapazitätsgründen. Wir wollen auf allen Projekten, auf denen wir arbeiten, ja was Besonderes abliefern. Wir haben uns aber auch schon gegen Kunden entschieden, weil die Chemie nicht stimmte oder wir das Produkt einfach bescheuert fanden.

Ist Burger King gut, wenn ich für einen plant-based Burger werbe, aber schlecht, weil es da auch Fleisch gibt?

Bevor ihr Rebmann+Poguntke gegründet habt, wart ihr beide festangestellte Creative Director bei renommierten Agenturen. Was hat euch getrieben, euch selbstständig zu machen? Gab es auch die Angst zu scheitern?

Naja, direkt gegründet haben wir ja gar nicht. Wir sind immer noch freie Kreative, die in einem freien Team zusammenarbeiten. Vorher waren wir beide bei super Agenturen und haben uns dort auch sehr lange sehr wohlgefühlt. Irgendwann war es aber gefühlt mehr Administration als Kreation. Wir wollten wieder mehr ausdenken und Ideen machen statt Meetings. Angst zu scheitern, hatten wir eigentlich nicht. Wir kannten ja Leute, die schon länger frei unterwegs waren. Bei denen lief es, warum sollte es bei uns nicht laufen?

Welches war euer erster Auftrag als Rebmann+Poguntke?

Unser erster Auftrag kam von Schüco. Sie haben uns im Netz gefunden und einfach angerufen. Wir haben ein kleineres Projekt gemacht und dann direkt eine große Kampagne. Sie wollten etwas anderes als die klassische Agenturkonstellation. Hat gepasst. Wir arbeiten immer noch zusammen.

Was würdet ihr anderen Kreativen raten, die sich auch anders aufstellen wollen in der Branche, den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen?

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