“Wir sind täglich 5 Stunden im Internet und erinnern uns an nichts.”
Es ist nicht die Menge der Zeit, die Involvement schafft,...
Positive Stimmung versetzt Berge, gibt Antriebslosigkeit den Laufpass und schafft Raum für Kreativität. Doch was steckt dahinter? Es gibt einen jungen Teilbereich der Psychologie, der sich schwerpunktmäßig mit positiven Phänomenen des menschlichen (Er-)Lebens beschäftigt: die Positive Psychologie. Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Rose – erschienen in der neuen Zeitung zu den ADC Seminaren.
Zu den positiven Phänomenen zählt das Erleben von Emotionen wie Zufriedenheit, Begeisterung, Stolz usw. An dieser Stelle sind zwei Fragen spannend: Ganz lebenspraktisch:
Wie schaffe ich es, mehr Zufriedenheit & Co. in mein Leben zu bekommen?
Die zweite Frage ist nicht minder spannend und soll den Schwerpunkt dieses Textes bilden:
Wofür sind positive Gefühle eigentlich gut?
Während sich die Psychologie schon lange mit dem Sinn von negativen Emotionen wie Angst und Trauer auseinandersetzt, blieb die Frage nach dem Nutzen angenehmer Gefühle lange unbeantwortet. „Es fühlt sich eben gut an, sich gut zu fühlen“, mag eine Antwort gewesen sein, doch diese greift zu kurz. Die Tatsache, dass wir positive Emotionen empfinden können, impliziert, dass sie einen spezifischen Nutzen haben – sonst hätten sie sich nicht evolutionär durchgesetzt als Merkmal unserer Spezies. An dieser Stelle wird es spannend für Menschen, die mit kreativen Ideen ihren Lebensunterhalt verdienen.
„Creativity is intelligence having fun.“
Ein Zitat, welches fälschlicherweise Einstein zugerechnet wird, lautet: „Creativity is intelligence having fun.“ Auch wenn er den Satz nicht geprägt hat, enthält er mehr als einen Funken Wahrheit. An diesem Punkt hilft ein Blick auf die „Broaden-and-Build-Theorie“ von Barbara Fredrickson (University of North Carolina): Während Emotionen wie Angst und Trauer eine zurückziehende, schützende Qualität haben, postuliert die Professorin, dass positive Emotionen wie Spaß und Freude eine erweiternde Qualität haben. Dies gilt sowohl für die körperliche wie auch mentale Ebene. Sie erweitern unsere Aufmerksamkeit sowie unser Denk- und Verhaltensrepertoire. Wenn man Menschen experimentell in positive Stimmung versetzt (z.B. durch ein amüsantes Video), findet man folgende Effekte:
Positive Emotionen fördern
kreatives Denken und Problemlösen
Hier läge also ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg von Kreativen: Spaß und Freude erweitern das Blickfeld, helfen uns, um die Ecke zu denken – oder Zusammenhänge zu erkennen, die uns bei negativer Stimmung mit einiger Wahrscheinlichkeit verborgen bleiben. Wir gehen vielleicht nicht zum Spaß arbeiten, doch Spaß hilft uns, besser zu arbeiten. Also: Zeigt her eure Xboxen, Kicker-Tische und Katzenvideos.
Daraus sollte im Umkehrschluss übrigens nicht gefolgert werden, negative Emotionen seien per se weniger wertvoll. Sie verengen unsere Aufmerksamkeit, lassen uns genauer hinschauen, unter Umständen auch besser Schwachstellen in Konzepten zu entdecken. So könnte man schließen: Alles zu seiner Zeit. So, wie Menschen schon seit Jahrtausenden ihren Geist schulen, so können wir auch lernen, anlassbezogen unsere Emotionen bewusst anzusteuern, um optimale Arbeitsergebnisse zu erzielen.
Prof. Dr. Nico Rose ist Wirtschaftspsychologe an der ISM Dortmund. Von 2010 bis 2018 war er als Vice President im Stab des HR-Vorstands von Bertelsmann verantwortlich für das Employer Branding, das HR-Marketing und das High-Potential-Recruiting. Zuvor arbeitete er unter anderem für L’Oreal Deutschland. Seit 2008 ist er zudem freiberuflich als Coach tätig. Rose ist Autor von fünf Büchern und schreibt regelmäßig Beiträge für Medien wie den Harvard Business Manager, die WirtschaftsWoche oder die Business Punk.
Dieser Beitrag ist in der Zeitung zu den ADC Seminaren erschienen. Hier ist die ganze Zeitung einzusehen. Bei Interesse an einem Print-Exemplar bitte einfach eine Mail an seminare@adc.de schicken.
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