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Mit der Verleihung des Titels ADC Ehrenmitglied würdigte der Art Directors Club im Rahmen der Night of Honour 2021 das außergewöhnliche Werk und Engagement des Künstlers Gunter Demnig, der mit den Stolpersteinen das weltweit größte dezentrale Denkmal geschaffen hat, um die Erinnerung an die Opfer des Holocaust wach zu halten. Iris Berben, Schauspielerin und Sprecherin, hielt die Laudatio auf Gunter Demnig – hier noch einmal im Wortlaut und als Video.
Ludwig „Lux“ Oswalt wird am 11. Juli 1922 in Frankfurt geboren. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht kommen, muss er die Schule 1938 mit 16 Jahren als letzter „jüdischer“ Schüler verlassen.
Ohne Schulabschluss wird er in der Gemeindearbeit der Frankfurter St. Petersgemeinde aktiv. Er hält Kindergottesdienste und engagiert sich im Theaterspiel. Er schreibt Stücke, inszeniert sie und übernimmt selbst eine Rolle. Auch singt er im Kirchenchor. Ab September 1941 trägt er dabei den eingeführten „gelben Stern“ auf seiner Kleidung.
Nur ein Jahr später wird Lux Vater im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet.
Vor seiner eigenen Deportation, zusammen mit über 1.100 Frankfurter Jüdinnen und Juden in die Region Lublin im selben Jahr, schreibt Lux einen bewegenden Abschiedsbrief an seine Freunde. „Ich weiß nicht, was vor mir liegt, vielleicht ist das gut so“, heißt es darin.
An Ludwig Oswalt und seinen Vater erinnern seit 2013 Stolpersteine in der Frankfurter Bettinastraße 48.
Das Schicksal von Lux Oswalt und seinem Vater gleicht dem Millionen anderer Menschen hier in Frankfurt, in Deutschland und weltweit. Dem Schicksal von Menschen, die der Nationalsozialismus auf dem Gewissen hat, weil sie jüdisch, homosexuell, Sinti oder Roma, in der falschen Partei oder einfach nur unangepasst waren. Für uns ist das heute alles nur schwer greifbar. Die Schicksale bleiben eine große abstrakte grausame Masse. Die einzelnen zum Teil so kurzen Lebensgeschichten verblassen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Zuschauer da draußen. Als mich der ADC gefragt hat, ob ich heute Abend im Rahmen der Night of Honour eine Laudatio auf Gunter Demnig halten werde, habe ich erneut und ohne zu zögern „Ja“ gesagt – ich hatte bereits 2012 eine Laudatio auf diesen großartigen Menschen gehalten – weil sein Verdienst mich bis heute überwältigt und berührt.
Denn Gunter Demnig, das ADC Ehrenmitglied 2020, hat mit den Stolpersteinen für all diese Menschen, für jeden Einzelnen von Ihnen, Erinnerungszeichen geschaffen: Das größte dezentrale Denkmal der Welt. Mitten im Alltag, auf dem Weg zur Arbeit, ins Restaurant, zu einem Freund oder heute Abend zur Night of Honour in den Gibson Club, werden wir mit unserer Geschichte konfrontiert.
Alleine in Frankfurt gibt es mehr als 1.500 Stolpersteine. Die Steine holen die Opfer der Nazizeit, deren Namen keine Öffentlichkeit haben, aus dem Dunkel des Vergessens heraus. Diese Menschen werden, wie es auch der Rapper Trettmann in seinem Song thematisiert beziehungsweise darüber rappt, wieder Teil der Gegenwart.
Die Stolpersteine sind aber auch Warnzeichen, damit rechtes Gedankengut nie mehr einen solchen Nährboden erhält, wie im Nationalsozialismus. Auch heute, wo Corona-Leugner neben Rechten demonstrieren, wo die AfD im Bundestag eingezogen ist, und wo im Netz Hetze gegen Minderheiten stattfindet, ist das leider ein Thema, das wir nicht vernachlässigen dürfen.
Weltweit gibt es inzwischen über 75.000 Stolpersteine, von Oslo bis Rom, von Rotterdam bis Warschau. Für Stolpersteine gibt es keine staatlichen Gelder und keine politische Linie. Zu den Verlegungen kommen keine Bürgermeister oder Staatssekretäre, sondern Angehörige, Anwohner oder Leute, die gerade zufällig die Straße entlanglaufen. Ich möchte an dieser Stelle nicht weiter ausholen, denn es ist Zeit im Namen des ADC und seiner über 750 Mitglieder dem neuen ADC Ehrenmitglied Gunter Demnig zu danken.
Gunter Demnig, wir danken Ihnen für die kraftvollen Tropfen, mit denen Sie viele, bisher gleichgültige Herzen umgeformt haben. Wir danken Ihnen für jedes kleine Messingtäfelchen, das millionenfachen Schmerz nun individuell, persönlich und menschlich erleben lässt.
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