„So Future“ – Erfolgreicher Auftakt für den ADC Creative Club Hamburg
Mit rund 250 Besucher*innen und 8 Präsentationen von Talents, Live-Musik...
2017 nahm Stefan Zschaler nach 17 Jahren bei Leagas Delaney seinen Hut und machte sich mit Patrick Plogstedt selbstständig. Mit Alex Butaud war das Trio komplett, das unter dem Namen TankTank so manche Branchenregel auf den Kopf stellte: Bei der Digitalagentur spielt unter anderem die Zusammenarbeit fester und freier Talente eine entscheidende Rolle. Das klappt bisher so gut, dass TankTank auf der ADC Night of Honour am 1. Juli 2021 als Rookie Agentur des Jahres 2020 ausgezeichnet wird. Wir haben die drei Gründer interviewt.
„Wir lieben die Kombination von Daten und Kreativität“, heißt es auf eurer Website. Ist das für zu viele Menschen immer noch ein Widerspruch?
Für den normalen User ist das vermutlich kein Widerspruch, für Kreative scheint es immer noch einer zu sein. Wie wir Gesprächen mit Kunden immer wieder entnehmen, tun sich viele Kreative im Umgang mit Daten und Ideen schwer und sehen ihre Intuition immer noch als das Nonplusultra der Ideenfindung. Wir sehen in Daten die Chance für bessere Ideen. Du kannst im Vorfeld nicht nur relevantere, sondern auch viel aktuellere Insights generieren. Und du kannst durch „Data“ viel besser beweisen, wie gut die Ideen funktionieren. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, kreative Intuition ist nach wie vor wichtig und steht bei uns an allererster Stelle. Die Frage ist nur, mit welchen Informationen und Erkenntnissen wird deine Intuition gespeist. Doch selbst Stefan hat längst seine Leidenschaft dafür entdeckt.
Ihr habt das Konzept Agentur auf den Kopf gestellt. Anstatt Kreative fest zu binden, arbeitet ihr ausschließlich mit Freelancer*innen zusammen. Was sind die Vorteile?
Wir tun uns schwer mit der Behauptung, dass wir das Agenturkonzept auf den Kopf gestellt zu haben. Dazu sind wir noch zu neu und unbekannt. Wir haben 2017 einfach nach einem zeitgemäßeren Agenturmodell gesucht. Wir haben überlegt, wie wir – auch als kleine Agentur – die Silos Kreation, Data, Media und Film zusammenbringen und wir haben schnell gemerkt, dass das im Projektgeschäft nur mit einem profunden Netzwerk aus freien Talenten funktioniert – in Kombination mit einem festen Stamm. Das Kunden Know-How muss im Tank bleiben. Der Vorteil? Du kannst die Besten ihres Faches zusammenbringen. Alle lernen voneinander. Der Nachteil: Kosten- und Kapazitätsplanung ist sehr anspruchsvoll. Aber wir haben gelernt, damit zu jonglieren.
Was sind eure jeweiligen Rollen im Team?
Patrick leitet die Beratung der Kunden und die Planung unserer gesamten Projekt-Tanks, Alex steuert die gesamten Execution-Tanks inklusive Film und Stefan ist Kopf vieler Strategie- und Kreations-Tanks. Dazu haben wir als weitere Know-How-Träger noch Till Felber (auch ADC Mitglied) für Kreations-Tanks und Marita Schilling für Design-Tanks.
Talente zu finden und zusammenzubringen, gelingt euch regelmäßig gut. Wie erweitert ihr euer Netzwerk?
Wir halten Augen, Ohren und unsere sozialen Netzwerke ganz weit offen. Word of mouth funktioniert in diesem Bereich besonders gut. Wir treffen uns regelmäßig mit Talenten, die wir noch nicht kennen und spannend finden. Diese Gespräche erweitern unser Netzwerk.
Ihr seid Kreativagentur und Filmproduktionsfirma in einem. Wie läuft das „um-switchen“ im Alltag?
Hervorragend läuft das. Bewegtbild ist das begehrteste Kommunikationsmittel. Ob Offline oder Online. Die sozialen Medien erfordern zudem Reaktionsschnelligkeit. So ist es ein riesiger Vorteil, wenn „denken“ und „machen“ unter einem Dach sitzen. Patrick und Alex kommen ursprünglich vom Film und beherrschen das Metier. Wir setzen uns schon im Kreationsprozess zusammen, Kreative und Filmschaffende entwickeln gemeinsam Umsetzungsoptionen. Patrick hat es mal so treffend formuliert: Wer als Producer einen komplexen Film mit seinen tausend Detailjobs gemanagt hat, der kann jedes Projekt managen.
Für die Bio-Marke followfish habt ihr euch den Influencer Inscope 21 ins Fischerboot geholt und einen falschen Delfin verspeisen lassen – um auf die Überfischung der Meere aufmerksam zu machen. Dafür gab es Gold beim ADC Wettbewerb 2020. Aber mal Butter bei die Fische: Wie fühlt man sich am Abend vor so einem (kalkulierten) Shitstorm?
Es war eine Mischung aus Lampenfieber und Erleichterung, denn wir waren froh, dass es nach so einer langen Vorbereitung endlich los ging. Wir waren uns ziemlich sicher, einen Knaller im Lauf zu haben. Du weißt nur nie, ob genau an dem Tag, an dem du deinen großen Auftritt planst, etwas Unvorhersehbares passiert, das die ganze Aufmerksamkeit der Netzgemeinde von deinem Event abzieht. Bekanntlich ging es gut für uns aus. Richtig Stress kam erst auf, als der Influencer kurzfristig beschlossen hat, das Timing über den Haufen zu werfen und die Aufklärung 24 Stunden vorzuziehen, weil ihm vor lauter Shit in seinen Kanälen die Düse ging. Da mussten wir dann die ganze Presseinformationslawine in einer Nachtschicht durchziehen.
Apropos: Ihr habt ein eigenes Studio im Büro, etwa für schnell produzierten Social Media Content, und wart damit schon vor Corona eine der Vorreiter-Agenturen. Findet gerade ein Umdenken statt?
Das Umdenken fand aus unserer Sicht schon weit vor Corona statt. Bewegtbild für digitalen Kanäle muss oft mit verdammt engen Timings hergestellt werden. Auch sind die Produktions-Budgets nicht gerade üppig. Dazu kommt, dass die Kunden immer mehr Kanäle in unterschiedlichen Formaten mit verschiedenen Inhalten (z.B. zum A/B-Testing) bestücken wollen. Da ist hohe Kreativität und die effiziente Verzahnung mit unseren Produktions-Tanks gefragt. Wenn es sehr eng ist, übernehmen Stefan oder Till auch mal selbst Regie.
Wie viel Potential steckt noch im Data-Driven Marketing? Wo geht die Reise hin?
Die Industrie ist inzwischen ganz gut in der Automatisierung von gewissen Marketing-Prozessen. Aber wenn es darum geht, Insights zu generieren, stehen wir noch am Anfang. Viele der strategisch Beteiligten bedienen sich noch der immergleichen Marktforschungsberichte oder Datenbanken – die oft ein oder zwei Jahre alt sind. Und kommen auf die immer gleichen Schlussfolgerungen oder Insights. Interessant wird es doch erst, wenn man ganz aktuelle – um nicht zu sagen Echtzeit-Erkenntnisse – in Kreation umwandeln kann. Kreation mit Aktualitätsbezug ist aus unserer Erfahrung einer der stärksten Hebel, um Interesse und Relevanz bei Konsument*innen zu erzeugen.
Auszeichnungen sind das eine, prominente Kunden wie BMW Motorrad das andere. Aber habt ihr ein persönliches Ziel mit TankTank? Eine Mission, wie man heute so schön sagt?
Es klingt trivial, aber wir wollen uns an starken Arbeiten erfreuen und erfolgreiche Cases schaffen. Das ist Mission genug. Kunden sollen uns nicht als Lieferant, sondern als kreativen und innovativen Partner sehen. Deshalb arbeiten wir sehr gerne für den Mittelstand. Für Menschen, die selbst Spaß an Kreativität haben und die entscheiden können, was gemacht wird. Unternehmer, die wissen was es bedeutet, laufend starke Ideen, starke Headlines, starke Skripte, starke Kampagnen oder ähnliches zu liefern. Wenn wir dadurch den Wert und das Ansehen von kreativer Arbeit erhöhen, haben wir eine Menge erreicht. Wir entwickeln parallel mit Partnern auch eigene Produkte und beteiligen uns an Vermarktungs- und Kooperationsprojekten. Da lernen wir extrem viel und die Stakeholder sehen uns nicht als Werbefuzzis, sondern als Innovationsquelle. So fing das 2007 mit followfish – und später followfood – auch an. Und ganz so schlecht ist das bis heute ja nicht gelaufen.
Die ADC Night of Honour 2021 findet am 1. Juli ab 20:15 live auf YouTube statt.
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