The Tampon Book
15. Mai 2020

Virtuelle Jury-Sitzungen und reale Gewinner: Die ADC Wettbewerbe 2020 sind beendet

Hamburg - Unter der Leitung der beiden Jury Chairwomen Corinna Falusi und Barbara Kotte haben die 438 Jurymitglieder die erste Online-Jurierung in der 56-jährigen Geschichte des ADC absolviert. Aufgeteilt in 30 Jurys beurteilten die Juroren die mehr als 7.000 für die ADC Wettbewerbe eingereichten Bestandteile; das sind 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Die größten Zuwächse gab es bei „Digitale Medien“ und „Branded Content/PR“. Von sechs möglichen Grands Prix im ADC Wettbewerb wurden vier vergeben; im ADC Juniorwettbewerb zwei von drei.

Die Übersicht zu den ADC Nägel des ADC Wettbewerbs 2020 finden Sie hier; die des ADC Junior Wettbewerbs 2020 hier.

Alle in den ADC Wettbewerben ausgezeichneten Arbeiten sowie alle Einreichungen sind kostenlos in der ADC App zugänglich.

„The Tampon Book: Das Buch gegen Steuerdiskriminierung“ | Grand Prix im Fachbereich Werbung

The Female Company – ein Online Shop für fair gehandelte Bio-Tampons – wollte mit einer Aktion darauf aufmerksam machen, dass für Tampons 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben werden, wohingegen auf Produkte wie Kaviar, Ölgemälde oder Bücher nur 7 Prozent zu zahlen sind. Die Idee: Die Tampon-Steuer wird ausgehebelt, indem der Hygieneartikel in einem Buch daherkommt. Das Tampon Book enthält nicht nur Tampons, sondern auch 40 Seiten mit mutigen, blutigen Illustrationen und allem Wissenswerten rund um die Periode.

Für die Kampagne wurden Influencerinnen und Politikerinnen, darunter auch männliche, gewonnen. Fast alle großen TV-Sender und zahllose Zeitungen und Nachrichtenportale berichteten über das Tampon Book. Die Petition zur Senkung der Mehrwertsteuer auf change.org wurde von mehr als 150.000 Menschen unterschrieben und damit der Druck auf die Politik weiter erhöht. Am 7. November 2019 beschloss der Deutsche Bundestag die Absenkung der Steuer.

Für den Case zeichnet die Agentur Scholz & Friends verantwortlich. „Einfach. Schlau. Und für uns als Jury absolut überzeugend. Forbes nennt das „Tampon Book“ ein Must-read für 2019. Für uns als Jury war es ein Must-award für 2020. so die ADC Jury. „Das Tampon Book hat etwas legalisiert, das zwar legal war, aber eigentlich illegal oder mindestens asozial: Damen-Hygiene-Produkte wurden jahrzehntelang besteuert wie Luxusartikel. (…) Üblicherweise steckt zwischen zwei Buchdeckeln eine mehr oder minder spannende Geschichte. In diesem Buch steckte mehr: Die Kraft etwas zu verändern.“

„holoride“ | Grand Prix im Fachbereich Digitale Medien

Mit der Auszeichnung für holoride wird eine deutsche Technologie gefeiert, die weltweit erfolgreich ist und als der nächste Schritt im Car Entertainment gilt. Sie war außerdem schon jetzt in der Best of Show der Technikmesse CES in Las Vegas zu sehen.

Reisezeit ist allzu oft verschwendete Zeit. Schätzungen zufolge finden jeden Tag mehr als eine Milliarde Fahrten in Privatfahrzeugen statt. Die holoride GmbH schafft ein neues Erlebnisformat und macht das Auto damit zur interaktiven Erlebnisplattform, die für Passagiere, Fahrzeughersteller und Mobilitätsanbieter, aber auch Content-Studios sowie VR/XR Herstellern neue Möglichkeiten öffnet und damit auch ein enormes Marktpotential bietet. Die Kunden-Applikation ist für handelsübliche VR/XR-Headsets entwickelt, so dass Passagiere ganz einfach ihre private VR/XR-Brille kabellos verbinden können.

Hierzu der Kommentar der ADC Jury: „Holoride fusioniert IoT, AI & XR zu einem neuen Erlebnisformat. Angepasst an die Autobewegungen ermöglicht es immersives Geschichtenerzählen. Was die Jury besonders überzeugt hat, ist die große visionäre Produkt-Idee, die eine völlig neue Unterhaltungssparte erschaffen hat.“

 „Made in Fukushima“ | Grand Prix im Fachbereich Design

Das Projekt Made in Fukushima ruft ein höchst relevantes, aber aktuell kaum noch beachtetes Thema wieder auf. Durch die Nuklearkatastrophe wurden über 25.000 ha Agrarfläche kontaminiert. Dank einer innovativen Dekontamination kann wieder unbelasteter Reis angebaut werden, den allerdings keiner kauft.

Made in Fukushima ist ein Buch, das das Thema anfassbar macht, denn es ist aus Reisstroh der dekontaminierten Felder, traditionell nach japanischer Art zu Papier verarbeitet, hergestellt. Das Buch erzählt die Geschichte der Region, der Katastrophe und der Dekontamination, von den Bauern und ihrem Reis, mit Bildern, Interviews und Hintergrundinformationen – aber vor allem: Daten, verständlich visualisiert, manifestiert in Papier. Der Absatz von Reis aus Fukushima steigt wieder.

Zur Begründung die ADC Jury: „So schön können Zahlen sein, so klar und elegant und konsequent werden Statistiken dargestellt, so unprätentiös, ruhig und fast meditativ die Fotos und die Texte: Der Inhalt des Berichts „Made in Fukushima“ klärt sauber, schlicht, zurückhaltend und nachvollziehbar über die Unbedenklichkeit des Reis aus Fukushima auf. Das Layout ist perfekt, die Verarbeitung auf absolutem Höchstniveau. Wir haben ein Buch gesehen, das so perfekt und kostbar ist wie ein Reiskorn, und freuen uns, die höchste Auszeichnung verleihen zu dürfen.“

 „Wer bist du?“ | Grand Prix im Fachbereich Editorial

Friedrich, der 13-jährige Sohn des Fotografen Florian Jaenicke, ist mehrfach schwerstbehindert. Die Bilder, die sein Vater von ihm macht, sind sein Versuch, ihn besser zu verstehen. Deshalb heißt die Fotokolumne: „Wer bist du?“. Sie erschien ein Jahr lang jede Woche im ZEITmagazin und hat unzählige Menschen berührt – sie beweist, dass auch mit leisen Tönen eine ungeheure Wucht entstehen kann.

So urteilte die ADC Jury dann auch: „Die Fotokolumne von Florian Jaenicke über seinen mehrfach schwerstbehinderten Sohn Friedrich ist die stärkste Arbeit dieses Jahrgangs. Sie verschiebt unsere Perspektive und lehrt uns, was Glück bedeutet. Durch das wöchentliche Erscheinen des einen Bildes und Textes erfahren wir einen intimen Einblick in das Leben mit Friedrich von seiner Geburt an. Wir spüren die bedingungslose Liebe des Vaters und nähern uns einem immer noch oft mit Tabus behafteten Themas an, mit Empathie, Sensibilität und Offenheit. Eine großartige Arbeit!“

Resümee des ADC Wettbewerbs 2020

„Wir zeichnen Projekte aus, die sich mit Politik, gesellschaftlichem Miteinander, Klimawandel, Flüchtlingen, Krankheiten und Frauenrechten beschäftigen – und das unabhängig davon, ob der Kunde eine NGO oder ein Unternehmen wie BMW, die Commerzbank, Lufthansa oder Nike ist. Das dies eine Jury unter dem Eindruck der Corona Krise besonders bewegt, ist nachvollziehbar und auch gut so.“ Heinrich Paravicini, Präsident des ADC.

Auch Jury Chairwoman Corinna Falusi unterstreicht das: „Grand Prix-gekrönte Arbeiten geben ein Hinweis darauf, wie großartige Cases über die Werbung hinauswirken und gesellschaftlichen Wandel bewirken können. Sie erinnern uns, wie wirkungsvoll Ideen für die reale Welt sein können.“

Das sind die Grand Prix Gewinner des ADC Junior Wettbewerbs:

„nicht gönnen können“ | Grand Prix Semesterarbeit

Me-Time, Achtsamkeit und radikale Ehrlichkeit sind in aller Munde, doch was ist mit dem hässlichsten aller Gefühle? In dem Buch des Grand Prix Gewinners dreht sich alles um das Thema Neid. Der Jurykommentar: „Gut, dass wir in diesem Jahr nicht gemeinsam im Jury-Raum waren – sonst hätte eine(r) von uns dieses Buch geklaut. Ein tolles Thema, nah, persönlich und gestalterisch großartig umgesetzt. Diesem Buch ist, im Gegensatz zum Titel, alles gegönnt!“

„Uniperverse“ | Grand Prix Abschlussarbeit

Der zweite mit einem Grand Prix prämierte Case, der Kurzfilm „Uniperverse“ begeistert mit wilden Fantasien voller schwarzem Humor. Er parodiert drei der kuriosesten UFO-Vorfälle in der Geschichte, indem er diese mit filmischen Erotikdarstellungen vergleicht.

Hierzu der Jurykommentar: „Der Titel: Uniperverse. Die Zutaten: Ufos und Sex. Der Look: die zeitlose Ästhetik der 60iger Jahre – da trifft Kraftwerk auf Monty Phyton. Wir tauchen ein in eine phantasievolle Darstellung von pseudo Wissenschaft, nach denen man sich in Zeiten von täglichen Pressekonferenzen des Robert Kochinstitutes sehnt. Collagen und Charaktere sind meisterhaft inszeniert. Einfach geil.“

Resümee des ADC Juniorwettbewerbs 2020

„Mehr Mut und mehr Irrsinn – das wünschen sich die Jurys des Art Directors Club Deutschland von den Junioren. Beide Grand Prix Gewinner zeigen Arbeiten, die was wagen. Davon mehr.“ so Jury Chairwoman Barbara Kotte.

Sponsoren und Partner des ADC Festivals 2020 waren u.a. die Freie und Hansestadt Hamburg, Facebook und WallDecaux. Zu den Medienpartnern gehörten W&V und PAGE. Die PAGE war außerdem Headsponsor des ADC Junior Wettbewerbs. Die Umsetzung der virtuellen Formate wurde ermöglicht durch die Partner Black Peach Media, EMENES – Moving Images, Mokoh Music und nhb Studios Berlin.

Pressekontakt:
Art Directors Club für Deutschland e.V.
Frauke Gottwald | Leitung PR & Marketing
Franklinstraße 15
D10587 Berlin
+49 (0)30 59 00 310 – 44
frauke.gottwald@adc.de
www.adc.de

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