@Andreas Andé
30. April 2020

„Spezialisten werden von Generalisten abgelöst.“

Carsten Bolk ist Gründer und Kreativchef von theUntold – Digital Storytelling4Brands und nebenher Lehrbeauftragter an mehreren Hochschulen. Dieses Jahr ist er ADC Juryvorsitzender in der Kategorie „Audiovisuelle Medien – Film IV“. Hier spricht der Multitasker über die Zukunft seines Berufsfeldes und verrät, was es mit dem 5-E-Prinzip auf sich hat.

Du hast bereits unzählige Preise gewonnen, unter anderem einen Grand Prix in Cannes. Verliert man im Laufe der Zeit die Lust am Gewinnen oder willst du dich immer selbst überbieten?

Ich habe Lust am Kreieren. Sei es eine Markenkampagne, ein Corporate Design, ein Filmkonzept oder auch ein Lied für meine Band. Wenn diese Medien ihre kommunikative Aufgabe erfüllen und Menschen berühren, ist doch alles erreicht. Und wenn ich dann dafür noch einen Preis gewinne, umso besser!

Als Vorsitzender der Jury für Audiovisuelle Medien verteilst du dieses Jahr Preise, anstatt sie zu gewinnen. Welche Kriterien machen eine nagelwürdige Arbeit für dich aus?

Ich bewerte Arbeiten nach dem 5-E-Prinzip. Ist die Arbeit: 1. Einfach, 2. Einfallsreich, 3. Exakt, 4. Ehrlich, 5. Einfühlsam? Die ersten drei E waren die Kriterien, nach denen die Werbeagentur Springer & Jacoby alle ihre Arbeiten beurteilt hat. Und die anderen beiden E wurden von Reinhard Springer auf einem Vortrag beim Deutschen Medienkongress 2018 – ich finde absolut zeitgemäß – ergänzt. Mit diesen Kriterien kommt man perfekt durch jede Jurysitzung. Und kann damit auch im Alltagsgeschäft seine eigene kreative Arbeit beurteilen.

Neben deiner Tätigkeit als Creative Director lehrst du an der Hochschule Düsseldorf, der Leipzig School of Media und der Akademie der Deutschen Medien in München. Was gibst du deinen Studierenden als ersten Tipp an die Hand?

Es ist zwar nicht der erste, aber der wichtigste Tipp: Werde Generalist! Kreative Spezialisten werden von multimedialen Generalisten abgelöst. Der Fotograf führt Regie von IGTV Filmen, der Journalist schreibt Social Media Posts, der Designer gestaltet Customer-Journeys. Diese Liste kann man unendlich weiterführen. Die Jobprofile ändern sich fast täglich. Mit kreativer Neugier und dem Willen sich ständig weiterzuentwickeln, ist man für die Zukunft gut gerüstet.

Ich habe mich vom klassischen

Creative Director zum

Content Creator weiterentwickelt.

Multitasking scheint dein Ding zu sein. Du bist Gründer der Kommunikationsagentur theUntold, arbeitest dort als Creative Director, lehrst und schreibst auch noch als Autor für das Content Magazin Stories4brands. Wie verlierst du da nicht den Überblick?

Eigentlich ist es ganz einfach: Ich habe mich vom klassischen Creative Director zum Content Creator weiterentwickelt. Ob es um Markenkommunikation, um Lehrinhalte oder um Blogbeiträge geht – letztendlich geht es immer um relevanten Content, der unterschiedlich aufbereitet und vorgetragen wird. Das Schöne daran: Man lernt auf jedem Content-Spielplatz ständig etwas Neues.

Das Motto des diesjährigen Festivals lautet „The Power of No“ – Worin liegt für dich die Kraft des Neins?

In dem Satz: „What part of NO don´t you understand? The N or the O?”.

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