©Roman Raacke
27. April 2020

Die Zukunft ist jetzt, viel mehr als je zuvor.

Ina Behrendt ist Chief Innovation Officer am International Institute of Creative Innovations der Miami Ad School Europe. Sie setzt sich für zukunftsorientierte Lehre und Technologien ein und gründete die Initiative „Women in Technology“ in Australien. Im Interview spricht sie über ihre Erwartungen als Jurymitglied „Digitale Produkte/Services“ und den Reiz, junge Kreative zu fördern.

Beim diesjährigen ADC Wettbewerb gehörst du der Jury für Digitale Produkte und Services an. Warum ist es diese Jury geworden?

Für mich ist es eine der absolut spannendsten Kategorien. Das Resultat bei fast allen digitalen Produkten und Services wird durch Challenges, die innovativ gelöst wurden, definiert oder aus einen spezifischen Need heraus. Zudem ist es eine Kategorie mit wahnsinnig viel Geschwindigkeit und neuen Innovationen, immer am Zahn der Zeit.

Welche Anforderungen hast du als Jurorin an eine Siegerarbeit?

Ganz ehrlich? Ich bin selbst total gesteuert durch meine unendliche Neugier etwas zu finden, dass Probleme auf eine neue Weise löst und Kommunikation schafft. Kommunikation, die herausfordert, aktiviert, polarisiert und bindet und zwar auf ziemlich originelle, bestenfalls nie dagewesene Art und Weise. Im Kern jeder Arbeit sollte eine Idee stehen, die trifft, berührt und positiv beeinflusst und zudem leicht zu begreifen ist.

Früher warst du selbst als Creative Director tätig, heute bist du Chief Innovation Officer an der Miami Ad School Europe und spürst die nächste Generation der Kreativen auf, förderst und formst sie. Was reizt dich daran?

Zuerst einmal liebe ich diese frische Denke, diese absolute Passion und Neugier und, nennen wir es, inspirierende Naivität, im absolut positiven Sinne, dieser nächsten Generation von Kreativen. Sie haben ihre ganz eigene, spezielle Art, wie sie an Dinge heran gehen, wie verschieden neu ihre Welt tickt und ihr Wertesystem definiert ist: no Judgement here, no good no bad. Das bringt aber auch neue Herausforderungen mit sich: für das Bildungssystem, für die Branche und damit für die zukünftigen Business-Partner. Ich verbinde mit dieser Entwicklung den großen Reiz, eine gemeinsame ‚Sprache’ finden zu wollen, um vor allem den Gap zwischen dieser neuen Generation von Kreativen und der Industrie zu schließen.

Das muss allerdings von beiden Seiten passieren und daher bieten wir eben auch Programme und Career Booster für Working Professionals an – nicht nur Knowledge Transfer, sondern auch Kollaboration, Austausch und gemeinsames prototypen.

Die Branche, unsere Berufsbilder und Anforderungen haben sich super drastisch verändert.

Grundsätzlich ist es einfach super spannend, kreative, hungrige Querdenker an neue Inhalte heran zu führen, mit ihnen zu prototypen, sie auf unterschiedlichster Weise zu ‚füttern’, zu connecten und zu begleiten. Bei uns am Campus gibt es etwa Biohacking, einen Re-Charge Raum, Design Thinking Sprints, eine eigene Tech-Garage und Hackathon Events, um ein paar Beispiele zu geben.

Die Branche, unsere Berufsbilder und Anforderungen haben sich total transformiert und super drastisch verändert. Damit ist nicht nur der Generationsunterschied gemeint, sondern in erster Linie auch die technologische und digitale Transformation.

Das macht den Reiz für mich aus! Ich sehe es als unseren Bildungsauftrag, die Branche schulungstechnisch und inhaltlich so aufzustellen, dass diese Generation fit für die Zukunft ist – gemeinsam mit der und für die Kreativindustrie. Und ganz ehrlich? Die Zukunft ist jetzt, viel mehr als je zuvor. Denn jetzt, wo alles und überall mit großen Fragezeichen versehen ist, müssen wir mehr denn je in Echtzeit reagieren und Lösungen durch kreatives Denken generieren.

Vermisst du etwas aus dem Agenturalltag? Und was vermisst du so gar nicht?

Um ehrlich zu sein, ist die Schule gar nicht so anders. Internationale, kreative Menschen, Meetings, Workshops, Briefings und Teamwork, extra Runden – alles was dazu gehört. Was ich aber so gar nicht vermisse ist das tägliche Murmeltier, die regelmäßigen, abendlichen Bestellungen beim Lieferservice des Vertrauens. Auch wenn ich immer noch Sushi liebe!

Das Motto des ADC Festivals lautet „The Power of No“. Gibt es ein No-Go für deine Studierenden?

Als Filter für alle Arbeiten gilt: No Idea? No way!

Und wozu sagst du gerne mal nein?

Zu uninspirierendem Trott und zu gepflegter Tafelmusik.

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