©Oliver Paffrath
24. April 2020

Ich langweile mich schnell

Als Jurymitglied in der Kategorie „Audiovisuelle Medien – Film II“ hofft Oliver Kapusta auf kreative Ansätze, die auch mit digitalen Werkzeugen arbeiten. Trotzdem ist für ihn, ganz oldfashioned, die Idee ausschlaggebend. Hier verrät der Kreativchef von The&Partnership, was ihm sonst noch wichtig ist – und was ihn im Agenturalltag glücklich macht.

Du hast selbst über 270 Awards gewonnen, hast von Alfa bis Mercedes-Benz, von Vodafone bis Toyota für viele namhafte Kunden gearbeitet. Wie steckt man sich da noch Ziele, wie bleibt man unzufrieden?

Ich bemühe mich eigentlich eher um Zufriedenheit bei meiner Arbeit. Befriedigung habe ich schon immer aus meinen Mitarbeitern und deren Entwicklung gezogen. Wenn ich dazu beitragen kann, dass ein paar weniger kleine Werberheißdüsen draußen rumlaufen, ein paar mehr mit ordentlichem Qualitätsanspruch, mit Blick für und auf die Probleme des Kunden, macht mich das durchaus zufrieden. Awards sind sicherlich kein Treiber mehr, das ganze Daten-Gedönse zu verstehen durchaus. Ein Grund, warum ich letztes Jahr aus der Freelancerei zu The&Partnership gewechselt bin.

Nach einem kurzen Blick auf deinen Lebenslauf fällt ein Muster auf: Etwa alle zwei Jahre wechselst du die Agentur. Langweilt man sich als Kreativer schnell?

Die Schlussfolgerung ist nicht richtig, aber ja, ich langweile mich schnell. Allerdings kommt mir da der Job ja durchaus entgegen. Auch wenn einem vieles, manchmal etwas anders verpackt, erneut begegnet, ist der Job nun wirklich sehr abwechslungsreich und die spezifischen Problemstellungen und deren Lösungen immer neu. Auch der Weg dahin hat sich ja stark verändert. Und falls es interessiert, die Agenturwechsel hatten sehr oft private Gründe. Manchmal taten sich plötzlich Möglichkeiten auf, die ich einfach ausprobieren wollte. Ein bewusstes Vorgehen steckt da nicht hinter. Im Nachhinein vielleicht nicht immer schlau. Aber geil.

Hast du für deine Arbeit ein Motto bzw. einen Leitsatz?

Selber denken macht schlau.

Welcher Aspekt deines Jobs macht dich am glücklichsten?
Wenn mich meine ehemaligen Junioren auch heute noch kontaktieren, um mich nach meiner Meinung zu fragen. Wenn ich sehe, dass sie gute Sachen machen. Und wenn talentierte und inspirierende Menschen gemeinsam eine gute Idee zum Leben erwecken, wenn sie verkauft, verteidigt, verbessert und schließlich produziert wird.

Es gibt neue Möglichkeiten, spezifischer

und damit relevanter zu werden.

Als ADC Juror für den Bereich „Audiovisuelle Medien – Film II“ vergibst du Preise für herausragende Arbeiten und exzellente Kommunikation. Welchen Herausforderungen müssen sich Kreative aktuell stellen, um aus der Menge herauszustechen?

Ich denke, es geht hierbei grundsätzlich um das Neuartige und Berührende, die Relevanz und das Handwerk. Durch Data und Analytics zum Beispiel gibt es hier neue Möglichkeiten, spezifischer und damit relevanter zu werden. Aber call me oldfashioned, die gute Idee zählt am meisten.

Das Motto des diesjährigen Festivals lautet „The Power of No“ – Wozu hast du zuletzt Nein gesagt und warum war das wichtig?

Da ich auch stark im Tagesgeschäft und im Operativen eingebunden bin, kommt das täglich vor. Ich würde da nichts Grundsätzliches ableiten wollen, aber um für einen Standpunkt, für eine Haltung, für eine Überzeugung zu stehen, braucht es Orientierung für alle anderen – und das geht nicht mit Ja-Sagen.