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Betty Schimmelpfennig ist Gründerin und Geschäftsführerin der Kreativagentur Elastique. und Professorin für Crossmediale Gestaltung an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden. Dieses Jahr ist sie ADC Jurymitglied für „Digitale Erlebnisse“ und Juniorpatin. Hier spricht sie über ihre Erwartungen an die Arbeiten und die Bedeutung des Analogen für digitale Kommunikation.
Was fällt dir als erstes zum Festival Motto „The Power of No“ ein?
Stärke, Selbstbewusstsein, Erfahrung.
Gibt es für dich als Jurorin des ADC Wettbewerbs ein No-Go? Welche Erwartungen hast du an die eingereichten Arbeiten?
No-Gos in der Jury? Desinteresse und Borniertheit. Bei den Einreichungen freue ich mich auf Arbeiten, die mich berühren – laut oder leise, mutig oder schüchtern, sympathisch oder befremdlich, schlicht oder intelligent. Wenn das nicht geschieht, kann die Arbeit technologisch noch so innovativ, handwerklich perfekt oder nachhaltig sein, für mich hat sie keine Präsenz. Im Digitalen ist das eine der größten Herausforderungen.
Es heißt du oder ihr als Elastique. seid stets auf der Suche nach dem „richtigen Wenig“. Wie findet man es?
Indem man alles Überflüssige entfernt und den wahren Kern einer Sache freilegt. Dann tritt der wahre Charakter zutage, die eigentliche Funktion, die Stärken und Schwächen. Also das, was eine Marke, ein Produkt oder eine Anwendung ausmacht, ihre Persönlichkeit. Das interessiert mich. Ich möchte sie besser machen, stärker. Inhaltlich, visuell und mit Hochtechnologie, die sich im Hintergrund hält.
Darf es bei Elastique. denn auch mal schrill, quietschend bunt, laut und voller Glitzer sein?
Auch das kann passieren, nur vielleicht ein bisschen anders… – Bald! Be prepared!
Rein digitale Experiences sind für mich nicht erstrebenswert.
Du bist Teil der Digital Jury „Digitale Erlebnisse“. Welche war deine liebste digitale Arbeit des Jahres 2019?
„Das totale Tanztheater“ von Artificial Rome zum hundertjährigen Bestehen des Bauhaus, für das ich auch beim letzten ADC-Kongress die Grand Prix Laudatio halten durfte. Ein beeindruckendes und sehr detailliert ausgestaltetes VR-Erlebnis, das das Erbe Walter Gropius’ und Oskar Schlemmers weiterführt und ins Jetzt trägt. Blixa Bargeld von den „Einstürzenden Neubauten“ ist ein bezaubernder Sprecher.
Hast du einen digitalen Traum? Was würdest du einmal gerne digital erleben?
Es ist ein bisschen paradox, da ich ja in der Jury für „Digitale Erlebnisse“ bin, aber rein digitale Experiences, die versuchen, die Realität abzubilden oder an der Oberfläche bleiben, wie viele Social Media-Kampagnen, sind für mich nicht erstrebenswert und interessant. Ich glaube an Arbeiten, die eine analoge Geste, eine reale Erinnerung aufgreifen und digital erweitern und interpretieren. Aber eben basierend auf echten Erfahrungen. Das rein Digitale kann die Realität nicht ersetzen. Da fehlen (noch) die kleinen Gesten, die Emotionen, die Unwägbarkeiten, die das wirkliche Leben ausmachen. Es gibt ja bereits Arbeiten, die sich damit auseinandersetzen. Hoffentlich bald immer mehr!
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