ADC Kreativranking 2024 – SERVICEPLAN auf dem ersten Platz
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Die Agentur Milla & Partner verbindet Menschen und Marken und schafft durch Kommunikation im Raum unverwechselbare Erlebniswelten. Die Kreativdirektoren Robin Pallais und Thomas Frenzel setzen ihr Know-how und Gespür für gelungene Markenkommunikation gezielt bei Milla & Partner ein. Außerdem sind beide Speaker auf der diesjährigen ADC Design Experience und erzählen uns im Interview, warum Inhalte ohne Markenerlebnisse in Zukunft nicht funktionieren werden.
Ihr seid beide für Milla & Partner tätig. Stellt ihr euch kurz vor? Für welche Funktion/Aufgaben seid ihr zuständig?
Thomas: Ich bin Kreativdirektor und arbeite vor allem an der der experimentellen Entwicklung von interaktiven Formaten, crossmedialer Gestaltung sowie die mediale Inszenierung von Installationen, Räumen & Raumfolgen.
Robin: Als Kreativdirektor und Partner arbeite ich an der Verbindung von Besucher*innen, Raum, Inhalt und Technologie. Mein Schwerpunkt ist die Mensch-Maschine-Interaktion und die ganzheitliche Gestaltung von Besuchererlebnissen.
Wie konzipiert ihr eine Idee? Woher holt ihr eure Inspiration?
Thomas: Ich sehe da drei für mich wichtige Quellen: Wir sind mit offenen Augen und Sinnen in dieser Welt unterwegs. Dann die Empathie für Publikum, Kunde aber auch Thema – das Hineinfühlen in die Situation und die Antizipation der Erwartung unserer Zielgruppe. Und drittens durch intensive Einarbeitung: Wir starten in den meisten Fällen mit Themen und Inhalten, die wir teils gemeinsam unseren Kunden ausarbeiten. Daher basieren viele gestalterische Ansätze, interaktive Formate und Stories auf diesen Fundamenten. Und ich glaube, dass diese Ansätze helfen, den Blick für relevante, authentische und dadurch nachhaltige Kommunikation nicht aus den Augen zu verlieren.
Robin: Man kann durchaus behaupten, dass Milla & Partner außerdem bewusst keinen grafischen Stil verfolgt, kein Signature Design: Es geht immer um die Marke des Kunden, nicht um uns.
Was war die Kernidee für das Projekt „Changi Experience Studio“ im Changi Airport Singapur? Welche Geschichte erzählt ihr damit?
Thomas: Das CES ist von Anfang an als Markenraum angelegt worden – aber es hat viel mehr die Ausprägung eines „Community Space“: Die Idee eines Raumes, der Ausdruck der Gemeinschaft ist – der eigenen Mitarbeiter mit all den Subunternehmern auf dem Flughafen, den Reisenden aber auch den Singapurianern. Zusammen mit dem Leitmotiv „The Journey“ und dem persönlichen Tool „Travel Guide“ geht der Besucher auf eine Reise, die ihn durch mehrere Räume bis hin zum Höhepunkt, dem „Garden of Harmony“, mitnimmt. Immerzu begleitet von gläsernen, in den Raum projizierten oder digitalen Schmetterlingen. Sie verkörpern als Schwarm den Spirit der Marke. In meinen Augen eine mutige, erzählerische und spielerische Art und Weise diese Weltmarke zu inszenieren.
Die Idee eines Raumes, der Ausdruck der Gemeinschaft ist.
Bremst die ständige Ablenkung durch Social Media das Besuchserlebnis? Oder steigert sie es sogar?
Robin: Es verändert das Besuchererlebnis in jedem Fall. Es schafft Druck, sowohl für die Gestalter als auch für die Besucher, ein gut kommunizierbares Erlebnis zu schaffen bzw. zu haben. Das eigene Erleben und die eigene Erfahrung stehen nicht mehr so sehr im Vordergrund.
Thomas: Die Aufgabe wird sein auf diese (und zukünftige Entwicklungen) zu reagieren: Bspw. durch die Möglichkeit der Multiplikation von Inhalten vor, während oder nach einem Ausstellungsbesuch aber auch das Schaffen von Erlebnissen, die Social Media-fähig sind – instagramable moments! Aber wichtig ist und bleibt mir das persönliche Erlebnis, das „im Raum sein“, auch wenn die Überlappung mit digitalen Räumen und ihren Funktionen deutlich wichtiger werden wird.
Wie verbindet ihr Menschen mit Technik, die absolut nicht technikaffin sind?
Robin: Wir versuchen die Technik in den Hintergrund zu rücken. Die Interaktion mit bekannten Gegenständen, Materialien und Haptiken, die uns unsere No-Thing-Technologie erlaubt, macht es einfach, Einstiegshürden abzubauen und den magischen Moment in den Vordergrund zu rücken.
Wenn wir dem Besucher ein Stück Papier in die Hand geben, ist es ein ganz anderes Gefühl als den Besuchern ein Tablet in die Hand zu drücken.
Wenn ein Konzept überhaupt nicht hinhaut: Verwerfen oder dran bleiben, bis alle Details stimmen?
Robin: Das ist uns noch nie so richtig passiert. Und wenn, dann ist klar: Nicht verschlimmbessern, sondern konsequent verwerfen.
Thomas: Die Agentur aber auch meine Kollegen haben ja den Ruf, gerne mal etwas Neues auszuprobieren. Und daher ist es enorm wichtig unsere Konzepte immer wieder auf den internen Prüfstand zu stellen – egal ob es interne Präsentationen sind, technische Demos oder Testaufbauten einzelner Exponate bis hin zum kompletten Prototyp einer Ausstellung. Diese Fähigkeiten helfen uns natürlich massiv, Neuartiges auszuprobieren und trotzdem eine große Verlässlichkeit unserer Ideen zu gewährleisten.
Die verrückteste Idee die ihr hattet? Wurde sie vielleicht sogar realisiert?
Robin: Magic Carpet Ride
Perspektivenwechsel: Ist man als Gestalter/Designer kritischer auf Ausstellungen und Messen, da man sich mit der Materie auskennt?
Robin: Kritischer nicht unbedingt – das hängt dann von der Persönlichkeit ab. Aber man nimmt sicher mehr Dinge wahr, die einem normalen Besucher eher nicht auffallen würden.
Sind Besucher anspruchsvoller geworden aufgrund des ständigen Wechsels von Trends, Technologien und Möglichkeiten?
Robin: Anspruchsvoller glaube ich nicht. Vor allem nicht über alle Besuchergruppen hinweg. Eher habe ich das Gefühl, dass die Annahme des hohen Anspruchs der Besucher, einfache und charmante Lösungen verhindert.
Inhalt ohne Erlebnis wird nicht ausreichen.
Was passiert eurer Meinung nach in der Kommunikation im Raum in 2020? Was bleibt, was wird wichtig?
Robin: Was bleibt, ist die zunehmende Heterogenität der Zielgruppen und die Herausforderung Menschen zusammen zu bringen. Was wichtig wird ist all diese Sichtweisen einnehmen zu können. Damit wären wir wieder bei der Empathie angelangt, die enorm wichtig ist für unsere Arbeit
Thomas: Der Trend zur Verschmelzung vieler kreativen Disziplinen wird sich sicherlich fortsetzen. Kommunikation im Raum wird nicht nur im physikalischen Raum stattfinden. Inhalt ohne Erlebnis wird nicht ausreichen, auch wenn m.E. der Wunsch nach Relevanz und Authentizität von Kommunikation diese nachhaltig verändern wird. All diese Aspekte werden unsere klassischen Vorgehensweise in der KiR-Branche verändern.
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