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13. Juni 2019

Der Willy Fleckhaus Preis

Erstmals haben wir auf dem ADC Festival den Willy Fleckhaus Preis verliehen – gemeinsam mit seiner Tochter Nelly Fleckhaus. Magazine konnten bis Ende März von den Mitgliedern der ADC Editorial Juries nominiert werden. Als Gewinner ausgezeichnet wurde das Migrant Journal. Im Interview gibt Nelly Fleckhaus erste Einblicke.

Print is not dead. Gilt das (noch)? Weshalb? Was können Bücher, Magazine und Gestaltung, was das Netz nicht kann?

Tja, gute Frage. Am Pfingstsonntag las ich ich die  Printausgabe der Welt am Sonntag im Flix-Bus von Hamburg nach Grömitz. Ich saß direkt hinter dem Fahrer. Dieser beschwerte sich über das Rascheln meiner Zeitung, es sei zu laut am Morgen. Und ohne Rascheln die großformatige Zeitung zu lesen, machte mir keinen Spaß mehr. Das iPhone musste her. Ohne Bücher wäre mein Wohnzimmer leer. Ich besitze weder Sidebord noch Wohnzimmerschrank. Nur Regale, in der die bunte Schar der Bücher steht. Bücher sind dekorativ. Die meines Vaters natürlich besonders. Was für ein Fest, wenn man die Regenbogenreihe komplett hat!

Deine all time favourite Publikationen? 

Regenbogenreihe. twen als Siebenjährige. Kölner Stadt Anzeiger. Stern in den 70er Jahren. Aber eigentlich alles – vom Playboy, über Spiegel, die Bunte bis zur Bäckerblume und der Apotheken-Rundschau.Genauso wie mein Vater. Der hat auch (fast) alles gelesen.

Was hast du von deinem Vater Willy Fleckhaus gelernt?

Ich kann in Sekundenbruchteilen entscheiden, welches das beste Foto ist. Ein gutes Farbgedächtnis habe ich und eine Vorstellung, wie etwas aussehen sollte.

Hat dich die Karriere deines Vaters geprägt?

Ja. Wir hatten das Glück, lange Sommer – 3 Monate – in Frankreich und Italien zu verbringen. So war ich schon als Kind und Jugendliche viel im Ausland und konnte über den deutschen Tellerrand gucken. Französisch und Italienisch habe ich dadurch auch gelernt.

Wie sieht dein eigener Werdegang aus?

Mit Graphic Design hatte ich nichts zu tun. Aber mit Sprache und Sprachen. Geschrieben habe ich für den Kölner Stadt Anzeiger. Und ich war ein Jahr Texterin bei McCann-Erickson. Für Polaroid habe ich Hostessen und Dolmetscherinnen für Messe-Einsätze gebrieft. Deutsch, Englisch und Französisch habe ich unterrichtet. Meine große Liebe sind Schallplatten und Bücher. Seit sieben Jahren bin ich Schallplatten- und Buch-Händlerin. Immer auf der Suche nach besonderen Exemplaren.

Wieso ist Art Direktion auch in 20 Jahren noch unabdingbar oder sogar noch wichtiger als zuvor?

Geschmack ist nicht gerade eine Stärke der meisten Menschen. Gelungene Gestaltung erzeugt Harmonie und macht Freude. Das muss es auf jeden Fall auch noch in 200 Jahren geben.

Der ADC hat in diesem Jahr das erste Mal den Willy Fleckhaus Preis vergeben. Was bedeutet das für dich?

Meine ganze Familie hat sich sehr darüber gefreut. Die ADC Award Show war ein ganz besonderes Erlebnis für mich. ich war froh und stolz, diesen Preis übergeben zu dürfen.

Weitere Infos zum Willy Fleckhaus Preis, dem Preisträger Migrant Journal und den Nominierten folgen in Kürze hier in den ADC News.

Wie kein zweiter prägte Willy Fleckhaus die visuelle Kultur im Nachkriegsdeutschland. Mehr zu seiner Person hier im Tagesspiegel Artikel oder bei der ZEIT.