21. März 2019

ADC Jury Chairwoman: Ilona Klück

Jury Chairwoman für den ADC Junior Wettbewerb 2019 ist Ilona Klück. Die Dozentin sowie Gründerin und Kreativdirektorin der Agentur SHIBUYA sieht sich als Brückenbauerin zwischen Nachwuchs und Branche. Wir haben Ilona zu ihren Erfahrungen, ihrer Rolle als Jury Chairwoman und Empfehlungen für den kreativen Nachwuchs befragt.

Direkt nach ihrem Studium der Visuellen Kommunikation startete Ilona Klück ihre Agenturlaufbahn mit Stationen als Creative Director bei Scholz & Friends, Ogilvy & Mather und deepblue Networks. Parallel dozierte Ilona im Lehrgebiet Kommunikationsdesign und war Gründungsleiterin sowie Professorin an der BTK/UE University Of Applied Sciences Europe in Berlin und Hamburg. Bis 2018 leitete sie außerdem den Fachbereich Forschung und Lehre beim Art Directors Club.

Du hast sowohl im Agenturleben als auch in der Forschung eine steile Karriere zurückgelegt. Was hat dich zu diesem Weg inspiriert?

Die Kombination aus Praxis und Lehre hat bei mir sehr früh begonnen. Ich fand es einfach immer erfrischend und aufbauend neben der Agenturtätigkeit aktiv auf der Ausbildungsseite zu sein. Der Austausch mit den Studierenden und Dozent*innen ist sehr bereichernd. Deshalb habe ich mich dann im Laufe der Jahre immer mehr auf diese Seite begeben.

Du engagierst dich seit Jahren im ADC, warst bis 2018 im Präsidium für den Fachbereich Forschung und Lehre verantwortlich und wurdest in diesem Jahr zur Chairwoman für den ADC Junior Wettbewerb 2019 gewählt. Worauf wirst du in deiner Rolle als Jury Chairwoman besonders Wert legen?

Ich freue mich sehr auf den Austausch mit den 19 Jurymitgliedern, die zugleich die Rolle der Juniorpaten in den Jurys eingenommen haben. Sie richten ein besonderes Licht auf die Junior-Arbeiten und deren Wertschätzung. Ich möchte in den Jurys deutlich machen, dass es bei der Bewertung der Arbeiten auch darum geht, den Nachwuchs zu motivieren und zu inspirieren. Dabei ist die Auswahl der Gewinnerarbeiten entscheidend. Die Teilnahme am Junior Wettbewerb ist der erste Schritt in die Öffentlichkeit und auf die Branche zu. Dem sollten wir mit Weitsicht begegnen.
Die Teilnahme am Junior Wettbewerb ist der erste Schritt in die Öffentlichkeit und auf die Branche zu.

Du bezeichnest dich selbst als „Brückenbauerin zwischen Nachwuchs und Branche“. Welche Vorteile verschafft dir diese Haltung als Jury Chairwoman?

Es ist vorteilhaft beide Seiten, Nachwuchs und Branche, gut zu kennen. Das hilft sowohl bei der Suche nach Lösungen als auch dort, wo Hindernisse deutlich werden, Verbindungen herzustellen. Ich denke das ist ein Vorteil für die neutrale Position der Jury Chairwoman.

Es erwarten dich zwei sehr intensive Tage während der Jurysitzungen am 21. und 22. Mai auf Kampnagel. Wie bereitest du dich auf diese Tage vor?

Vielleicht sollte ich im Vorfeld für viel frische Luft und Bewegung sorgen. Und eine extra Portion Schlaf.

Was interessiert dich an den eingereichten Arbeiten am meisten? Welche Kriterien müssen sie erfüllen, um im ADC Junior Wettbewerb erfolgreich abzuschneiden?

Ich bin in jeder Hinsicht sehr gespannt auf die Einreichungen. Sie zeigen was an den Hochschulen passiert, welche Themen relevant sind, welche Umsetzungen favorisiert und welche Kommunikationswege gewählt werden und wie die Generation tickt. Die Junior-Einreichungen bilden gut ab, wie der Nachwuchs in den Agenturen gefördert wird. Die Kriterien in ganz kurz: Kopf und Herz, Liebe zum Detail, Mut zu etwas Neuem. Egal in welcher Kategorie. Wenn eine Arbeit Gänsehaut oder Überraschung erzeugt, muss was dran sein.

Die Einreichungen zeigen, wie die Generation tickt.

Gibt es eine Arbeit aus dem Junior Wettbewerb 2018, die dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Neben den drei großartigen Grands Prix ist mir die wirklich starke und ungewöhnliche Abschlussarbeit »Das Fremde« aus der Kategorie Experimentelles Gestalten, Design, in Erinnerung geblieben. Die Arbeit setzt sich mit der Ur-Angst vor dem Fremden auseinander – ein permanent aktuelles Thema. Ein schönes Experiment, noch zu sehen in der ADC App.

Warum lohnt es sich aus deiner Sicht, beim ADC Junior Wettbewerb teilzunehmen?

Es lohnt sich auch ohne den Hauptgewinn zu bekommen teilzunehmen. Mit der Teilnahme selbst stellt man sich schon vor, macht auf sich aufmerksam und bringt sich ins Rennen. Teilnehmer*innen, die ihre Arbeit inmitten der anderen sehen, können sich mit anderen vergleichen und messen. Genauso wie das die Jurys und Ausstellungsbesucher*innen machen werden. Das Gesamtpaket zur Teilnahme ist außerdem gut geschnürt.

Was würdest du jungen Talenten in der Kreativbranche heute empfehlen? Und vor welchen Herausforderungen stehen deiner Meinung nach junge Kreative in Zukunft?

Sucht euch eine Agentur aus, in der ihr lernen könnt, die euch fördert und fordert. Auch in Zukunft.
Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass Lifelong Learning die beste Haltung für die Branche ist.

Was muss die Branche tun, damit sie für den Nachwuchs weiterhin interessant bleibt?

Diejenigen, die erste Erfahrung in guten und zeitgemäß arbeitenden Agenturen, Studios oder Verlagen gemacht haben, finden die Branche total interessant. Um so mehr Gelegenheiten zur Begegnung geboten und wahrgenommen werden, um so vorteilhafter für beide Seiten. Agenturen, die den Nachwuchs nicht gut behandeln, schaden der Branche.

Als Kommunikationsdesigner haben wir die Kraft und Hebel gesellschaftlich einen Beitrag zu leisten.

Das Thema des diesjährigen ADC Festivals ist „Creative Intelligence – Wie Ideen entstehen“. Wo holst du dir deine Inspiration her, um auf die besten Ideen zu kommen?

Inspiration ist das eine, Ideenentwicklung das andere, würde ich sagen. Beides gehört zusammen und ergänzt sich im besten Fall positiv. Ich persönlich fühle mich von wahnsinnig vielen Dingen, Themen und Menschen inspiriert. Ich kann in diversen Umgebungen Gedanken freien Lauf lassen. Die Ideen bekommen mit den irgendwann gesetzten aufgabenbezogenen Filtern ihre Form.

Neben der Frage, wie Kreative auf die besten Ideen kommen und welche Rolle Kreativität im Digitalen Zeitalter spielt, widmet sich das Festival auch den Themen Ethik & Diversity und der Frage, warum Marken heute mehr Haltung brauchen. Haben Kreative eine besondere gesellschaftliche Verantwortung?

Als Kommunikationsdesigner haben wir die Kraft und Hebel gesellschaftlich einen Beitrag zu leisten. In die eine oder die andere Richtung. Wenn es möglich ist, die Welt mit dem was wir tun ein bisschen besser zu machen, ist das doch großartig. Sich dessen bewusst zu sein und es gut abzuwägen, wo, wofür oder für wen man einheizt oder verbindet – dafür können und müssen wir die Verantwortung übernehmen.