Ein Navigationssystem für die Kreativwirtschaft – Der ADC Creative Index für Hochschulen
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Mit wirksamem Storytelling und einer außergewöhnlichen Bildsprache prägt die vielfach ausgezeichnete Kreativ-Direktorin Frances Uckermann seit Jahren die deutsche Magazinlandschaft. Im Mai steht sie für uns auf der Open Space Bühne des ADC Festivals. Wir haben vorab mit Frances über ihr kreatives Schaffen und die Bedeutung von Visueller Kommunikation im Digitalen Zeitalter gesprochen.
Du arbeitest seit Jahrzehnten als Art Direktorin für verschiedene Formate wie ZEIT Wissen, Spiegel Reporter, Allegra und Stern, um nur einige zu nennen. Du hast auch Bücher-Cover gestaltet. Ist die Arbeit für die Titel und Genres so unterschiedlich wie man sie sich vorstellt?
Ich habe mich immer als Teil eines journalistischen Ganzen verstanden und sah meine Aufgabe darin, der Arbeit von ReporterInnen, RedakteurInnen, FotografInnen oder IllustratorInnen ein Gesicht zu geben und den Inhalten die verdiente Aufmerksamkeit zu verschaffen. Dieses Grundverständnis ist eigentlich bei all meinen Aufgaben gleich. Ich sehe es als absolutes Privileg an, mit so vielen tollen, klugen und kreativen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen und mich als deren visuelle Botschafterin zu verstehen.
Was macht deiner Meinung nach die besten Art Direktoren in der Branche aus?
Offenheit. Neugierde. Das Wissen darum, dass die allerbesten Ideen nicht immer von einem selbst kommen müssen. Intelligenz. Fähigkeit zur Selbstkritik. Organisationstalent. Menschenführung. Ich hatte gerade das große Vergnügen, in New York die kreativen Köpfe der bedeutendsten Magazine zu besuchen und zu interviewen – von Time, über Vanity Fair, das New York Times Magazine bis zum New York Magazine. Was mir auffiel: Jede neue Aufgabe gehen sie an, als wäre es die wichtigste ihres Lebens. Diese Leidenschaft gehört unbedingt dazu. “We treat every issue as if it’s the last Magazine on Earth«, sagt die wunderbare Gail Bichler vom New York Times Magazine und dieser Satz bringt das Selbstverständnis der besten Art DirektorInnen für mich sehr gut auf den Punkt.
Du warst die Kreativ Direktorin beim Stern. Hier werden ja oftmals ergreifende Geschichten, die nur hinter verschlossenen Türen erzählt werden, publiziert. Gibt es etwas, was du nie veröffentlichen würdest?
Es gibt eine Geschichte, die ich jedenfalls nicht gern veröffentlichen wollen würde – das wäre eine über die Wiederwahl Donald Trumps. Ansonsten kann man diese Frage nicht pauschal beantworten.
Manchmal braucht es bei der Visuellen Kommunikation Schocks, manchmal große Zurückhaltung. Was nie geht, ist die Bloßstellung Wehrloser oder die Manipulation von journalistischen Bildern. Prinzipiell muss man solche Fragen aber von Fall zu Fall entscheiden. Denk- oder Zeigeverbote sind nichts für mich.
Manchmal braucht es Schocks, manchmal große Zurückhaltung.
Als Kreativ Direktorin bist du ständig von Bildern umgeben. Was macht eine gute Fotoserie für dich aus?
Eine gute Fotoserie erzählt eine Geschichte. Sie ist nicht nur eine Ansammlung von Bildern. Und sie erzählt sie aus der Position der Beobachtung heraus, der Neugierde und Empathie. Man merkt es Fotoreportagen an, wenn sie sich auf ihr Sujet wirklich einlassen und das Fotografierte ins Zentrum der Arbeit stellen – und nicht eine theoretische Idee von Bildgestaltung. Tolle Fotoserien führen den Betrachter an Orte, zu denen wir sonst nie gelangen würden. Das müssen aber nicht immer ferne Länder oder gefährliche Situationen sein. Das kann auch der Blick in das Innere eines Menschen, eines Paares, einer Familie sein, den sensible FotografInnen mit ihrer Kamera einfangen. Generell bin ich immer wieder wahnsinnig beeindruckt, wie viel manche FotografInnen aus einem Thema herausholen – und wie wenig andere.
Seit Jahren wird heiß zu Online vs. Print diskutiert. Was ist dein Statement dazu?
Nach so vielen Jahren ist das »vs.« eigentlich fehl am Platz. Ebenso wenig, wie sich digitale und analoge Welt trennen lassen, kann man die Visuelle Kommunikation heute noch in Print und Online aufsplitten. Magazinige Erzählformen finden sich heute überall, was ja ein Riesenkompliment für unsere Branche ist. Die Herausforderung besteht sicher darin, innerhalb der klassischen Medien die Markenidentität so zu entwickeln, dass der Absender in allen Kommunikationskanälen spürbar bleibt – als Webauftritt, Email-Newsletter, als Magazin oder im Rahmen von Veranstaltungen. Wo XY draufsteht, sollte eben immer XY drin sein, egal bei welchem Format. Dazu braucht es viel Sinn für die unterschiedlichen Bedürfnisse des Publikums. Das ist eine Kunst, die nur sehr, sehr wenige Medienmarken beherrschen.
Vor welchen Herausforderungen stehen Designer bei der kreativen Kommunikation heute?
Heute ist jeder Mensch sein eigener digitaler Storyteller, Aufmerksamkeit ist ein kostbares Gut und Lügengeschichten können genauso gut und überzeugend gestaltet aussehen wie die wahren. Wir müssen uns wieder stärker unserer besonderen kreativen Qualitäten bewusst werden, selbstbewusster auftreten – vor allem bei den Printmarken vermisse ich das manchmal, gerade im Kampf um Anzeigen. Am wichtigsten aber scheint mir zu sein, dass wir uns als Teil einer großen Konversation verstehen. Wir arbeiten in der Kommunikationsbranche und nicht in der Verkündigung. Wenn wir es schaffen, weiter offen zu bleiben für Einflüsse aus anderen Medien, aus der Kunst, aber eben auch von kreativen Köpfen, die wir heute beinahe überall finden, bleiben wir lebendig und können uns auf eine blühende Zukunft freuen. Wenn nicht, findet das Publikum etwas Besseres.
Heute ist jeder Mensch sein eigener Storyteller, Aufmerksamkeit ist ein kostbares Gut.
Dieses Jahr bist du eine unserer Speakerinnen auf dem ADC Festival. Kannst du uns einen kleinen Einblick gewähren, worüber du referieren wirst? Worauf freust du dich am meisten beim der diesjährigen Festival?
Ich werde über die Zukunft der Magazine und des Magazindesigns sprechen. Es geht um die Herausforderungen und Chancen unserer Branche, um die ungebrochene Faszinationskraft von Editorial Design und um unsere Verantwortung im Zeitalter von »Fake news« sowie beinahe unzähliger digitaler Möglichkeiten. Ich freue mich auf spannende Gespräche, viele Anregungen – und natürlich sehr darauf, die eine oder den anderen einmal wiederzusehen. Das wird gut!
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