7. Februar 2019

ADC Jury Chairman: Mirko Borsche

Mirko Borsche übernimmt die Leitung des ADC Wettbewerbs 2019. Damit haben wir einen der wichtigsten Grafikdesigner hierzulande als Jury Chairman verpflichtet. Wie Mirko diese Rolle sieht, welche Erwartungen er an die Einreichungen hat und wie er im Alltag arbeitet – das hat er uns im Interview erzählt.

Du wurdest für den ADC Wettbewerb 2019 zum Jury Chairman gewählt – mit welcher Erwartungshaltung gehst du an diese Aufgabe ran? 

Am meisten freue ich mich auf die Einsicht in so viele kreative Arbeiten, ausserdem auf spannende Diskussionen in den diversen Jurys. Dass das nicht immer einfach sein wird, ist auch eine interessante Herausforderung.

Welche Verantwortung trägt man denn als Jury Chairman? 

Ich denke am Ende geht es um die Stimmung insgesamt während der Jurytage und zu helfen, dass sie so angenehm wie möglich für alle werden.

Deine Agentur „Bureau Borsche“ hat sich als eigene Marke etabliert. Welche Kriterien müssen die Arbeiten im ADC Wettbewerb erfüllen, um auch dahin zu kommen?

Eine eigene Handschrift ist das Wichtigste als kleine Firma, um aus all den vielen Mitbewerbern herausstechen zu können. Und natürlich etwas Glück bei der Auswahl der Kunden, ohne die das nicht möglich wäre.

Du betreust mit deiner Agentur Kunden wie Audi, die Bayrische Staatsoper, Givenchy, Balenciaga, Highsnobiety, Etudes, Adidas, Nike, Maison Kitsune, HAY und Rimowa. Du warst aber auch Co-Gründer des NEON Magazins und bist seit 2007 Creative Director beim ZEIT Magazin. Wo holst du dir die Inspiration für all die unterschiedlichen Felder?

Das Schöne an dem Beruf ist, dass er einen nicht einschränkt, sondern beflügelt. Je unterschiedlicher die Themenfelder, desto angenehmer der Arbeitsalltag. Es sind weniger die unterschiedlichen Produkte, die eine Herausforderung sind, sondern die verschiedenen Medien, die es heutzutage spannend machen.

Die Kommunikationsbranche hat sich in den letzten vier Jahren stark verändert und vor allem die Geschwindigkeit dahinter. Früher wären kleine Firmen–  wie unsere – für große Konzerne unbekannt, uninteressant gewesen. Heute suchen aber eben genau diese vermehrt nach Spezialisten, um eine spitze Ansprache – die heute von ihren Kunden einfach erwartet wird – zu erreichen und aus der Masse herausstechen zu können. Natürlich benötigt man für einen einheitlichen, weltweiten Roll Out, bei Kampagnen, Branding, Editorial oder E-Commerce oft die Unterstützung großer Netzwerk Agenturen.

Das Schöne an dem Beruf ist, dass er einen nicht einschränkt, sondern beflügelt.

Nike Kampagne "Bounce to this" 2016
Logo Gestaltung für Highsnobiety
Bayrische Staatsoper Kampagne 2018/2019
Superpaper Cover Dezember 2018

Das Thema des diesjährigen ADC Festivals ist „Creative Intelligence – Wie Ideen entstehen“. Was muss passieren, damit du auf die besten Ideen kommst?

Ich habe eine ziemlich eigene Auffassung zu Kreativität. Wir haben uns für einen Beruf entschieden, in dem es um Ideen geht. Man sollte also davon ausgehen, dass man Ideen hat – ähnlich wie bei einem Klempner davon ausgeht, dass er die Toilette repariert und nicht wartet, bis ihn die Muse küsst.

Das Einzige, was eine Idee verhindert, ist der Druck den man sich selbst auferlegt.

Ich sage mir immer wenn ich die erste Idee zu einem Projekt hatte: „So, die hast du schon mal. Jetzt kann es nur besser werden“, das hilft.

Du bist 2012 aus dem ADC ausgetreten. Warum nimmst du nun dennoch die Rolle als Chairman an?

Ich bin ausgestiegen, da ich das System ADC als völlig veraltet gesehen habe. Jedoch mit den neuen Aussagen aus dem ADC Manifest und Heinrich Paravicini als neuen Präsidiumssprecher wird klar, dass sich im Club einiges verändern kann. Die Vielfalt der Fachbereiche steht mehr im Vordergrund und das öffnet auch für uns Designer wieder neue Möglichkeiten. Inhalte und Arbeiten stehen wieder im Mittelpunkt. Das will ich mit meiner Aufgabe unterstützen.

Welche Tendenzen siehst du in den nächsten Jahren in der Kreativbranche? Vor welchen Herausforderungen stehen junge Designer?

Durch Instagram und die Gefahr, möglichst viele Likes für eine Arbeiten bekommen zu wollen, neigen viele Studenten und junge Designer dazu, gewissen Strömungen zu folgen. Sie verlieren etwas den Bezug zu Realität und den Fokus darauf, was dieser Beruf wirklich bedeutet. Selbst wenn man die Möglichkeit hat, etwas freier für einen Auftraggeber zu arbeiten, darf man nie vergessen, dass es sich um eine Dienstleistungsbranche handelt.

 

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