„So Future“ – Erfolgreicher Auftakt für den ADC Creative Club Hamburg
Mit rund 250 Besucher*innen und 8 Präsentationen von Talents, Live-Musik...
Simon Neßler gewann mit einem Team der Hochschule Konstanz (University of Applied Sciences) und der Universität Konstanz mit dem Case »Rebuild Palmyra« im ADC Junior Wettbewerb 2018 einen Silber Nagel. Im Interview erzählt er, wie er den Junior Wettbewerb erlebte und weshalb seine Design-Cases meist einen gesellschaftlichen oder politischen Hintergrund haben.
Was hat dich dazu bewegt beim Junior Wettbewerb 2018 teilzunehmen?
Nun, ich kann hier nur für mich sprechen, aber für mich stellen die ADC Awards die Oscars unserer Branche dar. So sind sie in meinem Kopf verlinkt. Warum ich teilgenommen habe, ergibt sich eigentlich aus einer ganz simplen Schlussfolgerung: Wir müssen alle miteinander im Diskurs bleiben, denn für die Zukunft ist es wichtig zu sehen, welche Ideen einschlagen, welche kläglich verpuffen und welche Entwürfe die Menschen wirklich bewegen. Wettbewerbe bieten einem die Plattform seine Ideen und Entwürfe auszutesten.
Welche Eindrücke/Erfahrungen hast du durch den ADC Wettbewerb gewonnen?
Mir persönlich macht besonders der Junior Wettbewerb Spaß. Viele der dort gezeigten Projekte haben für mich etwas Besonderes. Entgegen dem großen Wettbewerb, zeigt der Junior Wettbewerb, wie man mit einfachen Mitteln oder geringem Budget dennoch brillante Ideen und Projekte zusammenzimmern kann. Mich ergreift das auf eine nachhaltigere Weise, als zu sehen, dass ein Projekt, das von vornherein Geld mit an Bord hatte, erfolgreich endet. Im Junior Wettbewerb herrscht eher die Stimmung, dass da noch richtig gekämpft und gerungen wird, weil man sich viele Ressourcen erst einmal erarbeiten muss. Ich kann es nur jedem empfehlen, einmal diese Luft zu schnuppern.
Im Junior Wettbewerb wird richtig gekämpft und gerungen. Er zeigt, wie man mit einfachen Mitteln brillante Ideen zusammenzimmern kann.
Warum sollte man deiner Meinung nach am ADC Junior Wettbewerb teilnehmen?
Ich würde einmal sagen, dass wir uns als Gestalter etwas mehr bei der Wissenschaft abschauen sollten, denn ein Prinzip des wissenschaftlichen Forschens ist es ja, Versuche, Erfolge und Niederlagen zu dokumentieren und dies auch anderen mitzuteilen, denn das schärft alle zukünftigen Entwicklungsprozesse. Genau so kann man es auch im Design angehen: Wir sollten unsere Tätigkeit als Gestalter mehr als ein gemeinsames offenes Feld betrachten. Ein Feld, welches dafür da ist, das Bestmögliche zu erreichen. Wettbewerbsteilnahmen sind für mich vordergründig die Chance an diesem reflektierenden Prozess teilzunehmen und mit anderen Leuten in Kontakt zu treten. An dessen Ende findet man wieder neue Einflüsse, die das eigene Schaffenswerk beeinflussen können.
Wieso hast du dich für Editorial und Exhibition Design entschieden?
Beide Betätigungsfelder stellen meine absoluten Leidenschaften dar. Ich bin stark daran interessiert, Medien und Interaktionen zu entwickeln, die es einem Konsumenten ermöglichen, so viel wie möglich und dies so leicht wie möglich in seinem Geist abzulegen. Und da in der Forschung ein multisensorischer Vermittlungsansatz als am erfolgreichsten angesehen wird, bin ich auf das »Ausstellen« gekommen – es gibt kein Medium, das so viele Gestaltungsparameter zulässt und diese auch bewusst von uns Gestaltern einfordert.
Editorial Design ist für mich deswegen so interessant, da das gedruckte Medium in der heutigen Welt immer noch das »Vertiefungsmedium« schlechthin darstellt. Gedruckte Bücher oder Magazine stellen in sich abgeschlossene Welten dar, die jeweils einen ganz klaren Anfang und ein ganz klares Ende haben. Dies macht ihren Reiz aus.
Deine Projekte (u.a. dein ADC Projekt) drehen sich viel um geschichtliche und politische Themen. Welche Botschaften versuchst du durch deine Arbeit nach Außen zu tragen?
Mir persönlich ist es wichtig, dass wir uns an die großen Fragestellungen des Lebens heranwagen. Deswegen sind in der Regel 70 bis 80 Prozent meiner Arbeiten immer von naturwissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen oder eben politischen Motiven beeinflusst, da genau diesen Feldern unser Fortschritt entspringt. Es ist unter anderem die Aufgabe von Gestaltern, diese Inhalte und die darin liegende Faszination in eine visuelle Sprache zu überführen, die einladend wirkt und die Hemmschwellen abbaut. So ermöglicht man der Gesellschaft die Teilhabe an Expertenwissen.
Mir ist es wichtig, dass wir uns an die großen Fragestellungen des Lebens heranwagen.
An welchen Projekten arbeitest du aktuell?
2018 war ein unglaublich tolles Jahr für mich. Zu allererst ist meine Master-Thesis zum Thema »Kulturvandalismus« zu erwähnen, die ich im Sommer mit einer Auszeichnung abgeschlossen habe. Ein weiteres Projekt, das mich ebenfalls beschäftigt hat, war ein Buch über die Reise einer Fakultät nach China, das ich für die Hochschule Konstanz (HTWG) konzipiert habe. Im letzten Quartal des Jahres habe ich für das Architekturforum KonstanzKreuzlingen e. V. eine Ausstellung über den Gotthard konzipiert und gestaltet. Man kann sie bis zum 20. Januar 2019 in Konstanz besichtigen. Das zweite große Projekt, das ich derzeit bearbeite, ist ein Interaktionskonzept für einen geplanten Medienpavillon der Universität Konstanz und der Hochschule Konstanz. Für den Pavillon entwickle ich auch das User Interface Design.
Was stellst du dir für deine Zukunft vor?
Dass wir gemeinsam mal wieder einen Zustand erreichen, in dem es gesellschaftlich wieder etwas ruhiger und vernünftiger zugeht, wo nicht nur die laut Schreienden gehört werden, sondern auch die Besonneneren. Ich würde mir wünschen, dass wir es gemeinsam schaffen, ein Klima zu erzeugen, das jedem Zugang und Teilhabe gewährt, der wirklich etwas gestalten möchte. Wir müssen weg von den Eliten, die den Fortschritt und den Wohlstand nur nach Gutdünken untereinander verteilen. Für meine persönliche Zukunft wünsche ich mir, dass es so weiter geht: Dass mich Leute anschreiben, die mit mir zusammen Projekte stemmen wollen.
Last but not least, was würdest du anderen „Kreativ-Studierenden“ mit auf den Weg geben?
Hm… in meinem Mailanhang steht der Satz von Jenny Holzer »Don’t place too much trust in experts«. Für mich persönlich ist das ein Schlüsselzitat. Ich verbinde damit nicht die Aussage, den Experten ihren Rang abzuschlagen, ich verstehe das Zitat eher als Aufforderung »skeptisch« zu bleiben. Für mich ist es wichtig, offen zu sein, mich vielen Einflüssen und Denkweisen hinzugeben. Ich finde, dass man als Gestalter dazu verpflichtet ist, am Puls der Zeit zu bleiben. Wir dürfen uns nicht nur von einem Design-Blog zum nächsten Klicken, unsere Augen müssen auch auf der Welt an sich ruhen.
Don’t place too much trusts in experts.
„Die Arbeit besticht durch ihre professionelle Recherche, inhaltliche Tiefe und szenografische Überlegenheit. Insbesondere ist die fachbereichsübergreifende Kollaboration herausragend.“ Das meinte die ADC Jury 2018, Danke, Simon für das Interview!
Mehr zu seinen Arbeiten und Projekten unter: simon-nessler.myportfolio.com
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