© schunck dölker – inzwischen
21. November 2018

Zum neuen Fachbereich Film und Ton

Gastbeitrag: Moritz Merkel, Vorstand des Fachbereichs Film & Ton und Executive Producer bei Stink Films, zum neuen Fachbereich.

Am 18. Oktober wählte der Art Directors Club auf der Jahreshauptversammlung sein neues 13-köpfiges Präsidium. Neu im Präsidium ist seitdem Moritz Merkel von Stink Films. Er führt den neu eingerichteten ADC-Fachbereich Film & Ton. In seinem Gastbeitrag erklärt er, warum es für den neuen Fachbereich Zeit war.

Warum war die Zeit überreif für den neuen Fachbereich Film und Ton? 

Film ist nach wie vor das wichtigste Kommunikationsmittel in der Klaviatur der kreativen Kommunikation. Besonders Film ist in der Lage, emotional zu kommunizieren, da er die zwei wichtigsten Sinne Sehen und Hören gleichermaßen anspricht. Doch was können wir im Club tun, um ein Umfeld zu schaffen, in dem das Potential voll ausgeschöpft werden kann? Wir brauchen eine neue Kultur der Zusammenarbeit, denn hier im ADC sind wir alle vereint: Komponisten, Digitale, Autoren, Regisseure, Designer, Eventler, Illustratoren, Fotografen, Sound Designer und Produzenten.

Einen Film machen – das ist wie der Start mit einer Boeing 747: Jedes mal wieder unglaublich, dass das Ding am Ende einer endlos langen Startphase doch abhebt, den Boden hinter sich lässt und uns auf eine Reise mitnimmt. (Noch eine Ähnlichkeit zum Film: Wer weit genug vorne sitzt, bekommt Champagner…)

Als der Film anfing, uns als Erzählform in den Bann zu schlagen, sagte man „als die Bilder laufen lernten“. Mittlerweile liefern sich die Bilder ein Rennen um unsere begrenzte Aufmerksamkeit.

Auf jedem mobilen Screen flimmern sie uns entgegen, tausendfach, überall. Aber doch bleiben die Momente selten, in denen Film uns berührt, unter die Haut geht und für einen Moment aus dem Hier und Jetzt nimmt. Unsere Welt ist visueller geworden. Gleichzeitig sind die besonderen Bilder heute seltener als je zuvor. Aber nur wenn wirklich alle Zutaten zusammenpassen, dann wird aus Content Inhalt – der uns bewegt und der nicht in der Masse untergeht.

Wann habt ihr das letzte Mal verstohlen eine Träne aus dem Auge gewischt, als in einem Animationsfilm Musik und Bild perfekt zueinander passten und eine neue Ebene schafften? Wann das letzte Mal laut mitgelacht, weil das Bild es euch vorgemacht hat? Wann habt ihr das letzte Mal ein Musikvideo gleich nach dem Anschauen noch einmal geguckt? Film ist die Jagd nach diesem besonderen magischen Moment. Dieses Gefühl, plötzlich fliegen zu können. Und dann scheint alles möglich. Das kommt nicht oft vor, aber wenn, dann macht das alles auf einmal Sinn.

Wir müssen mit dem Fachbereich die Realität des Jahres 2018 abbilden – und ein paar Wahrheiten aussprechen. Eine Wahrheit: Nicht jeder Instagrammer ist ein DOP und Regisseur. Eine weitere:

Die Zeit der Superstars ist vorbei.

Und noch eine: Das ist auch gut so. Wir wollen den allürenfreien Austausch zwischen den Gewerken fördern, denn jeder Film ist nur so gut, wie sein scheinbar schwächstes Teammitglied.

Wir benötigen ein klares Ziel davon, wie gemeinsames Arbeiten aussehen kann, um statt Projekten Filme fertig zu stellen, die diese erwähnte Magie spüren lassen. Wir müssen an dieser Kultur des Miteinanders arbeiten. Wir müssen einander zuhören und unsere Neugier wachhalten. Wir sind der ADC und wir sind die besten in den wichtigsten Bereichen der kreativen Kommunikation. Lasst uns das nutzen.

Es ist kein Hexenwerk, einen Film zu machen. Ihn aber so zu machen, dass man danach gemeinsam ein wenig schlauer, besser und begeisterter ins nächste Projekt steigt, das ist die Herausforderung, vor der wir stehen und der wir uns im Club mit dem neuen Fachbereich stellen.

 

Über den Autor: Moritz Merkel macht seit 25 Jahren Werbefilm, Branded Content, Musikvideos, Animationsfilme und anderes. Meist auf Filmproduktionsseite, aber auch in Werbeagenturen. Aktuell arbeitet er als Executive Producer bei Stink Films in Berlin. Berufliche Stationen davor waren Partizan, Radical Media, Chased By Cowboys, Jung von Matt, Kolle Rebbe und andere. Er ist Mitglied der Deutschen Werbefilmakademie, seit 2013 ADC Mitglied und jetzt auch im Präsidium für den Fachbereich Film & Ton zuständig.